Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

Schreiben erfahrt man, dass der Fürst den Plan hege, den von Gangolf Kayser errichteten Westturm der Burg teilweise wieder abzutragen und in veränderter Form wieder aufzubauen. Es handelte sich dabei um eine sehr grundlegende Baumassnahme. Rheinberger wurde vom Fürsten mit dem Modellentwurf dafür beauftragt, was als ein besonderer Vertrauensbeweis seitens seines hohen Bauherrn angese- hen werden muss. Er hielt diesen fürstlichen Auftrag vor seinen beiden Vorgesetzten Walcher von Moltheim und Neumann jedoch geheim, um durch diese Bevorzugung bei ihnen nicht in Missgunst zu geraten. Er formulierte dies auch in einigen Zeilen an die Schwester mit den Worten: «... Ihr braucht aber niemandem sagen, dass ich die Modelle mache, wegen den Architekten Walcher und Neumann u.s.w. Ihr versteht die Sache nicht, also still, verstanden. Ich muss mit dem Architekten gut stehen, das ist für mich wichtig, und er ist bis jetzt sehr nobel gegen mich. Letzthin ging ich mit ihm auf eine andere Burg, die er auch in Arbeit hat, von einem Grafen, es sind dort für vielleicht 5 Millionen Altertümer. Sie ist auch noch lange nicht fertig gebaut, ich bekomme dort vielleicht auch Arbeit...»(28. Juli 1899).7 Mit der genannten Burg konnte nur die gräflich-wilczek'sche Burg Kreuzenstein gemeint gewesen sein, über welche Walcher von Moltheim die Bauaufsicht inne hatte. Sehr bald sollte Rheinberger, wahrscheinlich auf Empfehlung Johannes IL, dort mit ausgestalteri- schen Arbeiten beauftragt werden. Graf Hans von Wilczek (1873 - 1922) und Fürst Johann II. von Liechtenstein (1840 - 1929)8 zählten in ihrer Zeit zu den interessante- sten Erscheinungen im damaligen Österreich. Als Bauherren entspra- chen sie durchaus dem Zeitgeist ihrer Epoche, welcher sich vor allem in der Architektur kundtat, im Nebeneinander verschiedener histori- sierender Stile. Als Wiedererbauer von Burgen suchten sie ihre Ideale nicht in der Renaissance oder im Barock, sondern erfreuten sich an der Pflege des mittelalterlichen Gedankengutes. Ihrer neoromanti- 7 AF Rh 8 K. Höss, Fürst Johann U.V. Liechtenstein u. die Bildende Kunst, Wien 1908. J.v.Falke, Lebenserinnerungen, Wien 1897 E. Reichel, Fürst Johann 11. von u. zu Liechtenstein, 1932. F. Wilhelm, Fürst Johann II. von Liechtenstein in: Neue österreichische Biographie 1815-1918, Wien 1923. 126
	        

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