Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

älter erscheint als sie. Ihre Arbeit verrichtet sie unwillig und kreischend, sie mag einst schönere Tage gehabt haben und war nur kräftiges Sodawasser und fette Seife gewohnt, bei uns muss sie mit kaltem Wasser sonntags früh vorlieb nehmen. Wir waschen nur alle acht Tage, wie gesagt, am Sonntag, aber ohne Besen nur mit der bekannten Bürste und dem Lumpen , die einst von einer weicheren Hand bedient worden sind, aber jetzt schonungslos und mit kräftigem Arm durchs Leben geführt werden. Ja, Ihr dürft es mir schon glauben, wir putzen sehr sauber. Letzten Sonntag haben wir sogar alle Fenster von innen und aussen gereinigt, es ist jetzt wieder sehr hell. Die Leute im Hause schauen uns oft mitleidig zu, aber geholfen hat uns noch niemand und auch noch nichts geschenkt, letzteres hat es auch nicht nötig, wir nehmen so, was wir sehen, wie Ihr wisst hat Wrba auffallend lange Arme und noch längere Finger, so bekommen wir denn Holz usw. genügend. So sind wir denn Herr und Diener selbst oder zugleich und werden auf diese Art die besten Familienväter. . . » (München, Sept. 1896).21 DIE ITALIENREISE Das darauffolgende Jahr 1897 darf man als ein sehr wichtiges im Leben des jungen Bildhauers bezeichnen. Auf Intervention des damaligen fürstlichen Kabinettsrates Karl von In der Maur, sowie durch ein Empfehlungsschreiben seines Onkels, des königlichen Hofkapellmeisters, wurde ihm von Fürst Johann II. ein Stipendium für eine Studienreise nach Italien gewährt. In Begleitung seines Freundes Georg Wrba machte er sich im April auf den Weg nach dem Süden. Einem uralten Wunschtraum aller nördlich der Alpen Gebore- nen folgend, gingen die beiden den Schönheiten der Kunst und Natur Italiens mit begeistertem Sinn entgegen. Ihre Reise führte sie zuerst über Bozen nach Venedig, wo sie 14 Tage verweilten. Die oberitalieni- sche Landschaft beeindruckte Rheinberger besonders. «... Venedig ist, wie ihr schon oft gehört, sehr schön. Es sind hier sehr viel Fremde meistens Deutsche. Mit Deutsch kommt man hier noch ganz gut durch. In Verona waren wir zwei Tage. Die Stadt ist für uns nicht sehr 21 AF Rh 119
	        

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