Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1983) (83)

1. TEIL: DER BERICHT VOM 30. JUNI 1808 Meine Reise nach Liechtenstein habe ich im Hieherweg über Ulm eingeleitet, weil die Bestellung der Schiffe zum Vieh-Transport vorausgelassen werden musste, ohne dem ich mit der Heerde bis zu Ausfertigung der Schiffe wäre aufgehalten worden oder von hier die Reise nach Ulm besonders hätte machen müssen - so die Auslag auf die Posten vermehret - mir auch mehrere Täge geraubt hätte. Ich langte nach diesem Umweeg den 19.ten Juny, folglich den 7.ten Tag nach meinem Aufbruch von Wien, hier an - würde aber ohne einen Aufenthalt von V2 Tag und einer Nacht in München, dann V2 Tag in Ulm den 5.ten Tag in Vaduz eingetroffen seyn. Was ich hier antraf, übertraf meine Erwartungen - behalte mir bevor, das Detail bey meiner Rückkunft mündlich zu relationiren, hier nur einen kleinen Umriss voraus zu schicken. Niemand ist vermögend den uncultivierten Zustand der Herr- schaft, der Landesverfassung und der Geschäfts-Ordnung sich vorzu- stellen, der hievon den Augenschein nicht eingenommen hat. Wenn der Schöpfer erst voriges Jahr sein Schöpfungswerk vollendet und die ersten Menschen zur Cultur des Bodens angesetzt hätte, so könnte man nicht weiter zurückseyn. Und was ist die Ursache dieses wüsten Zustandes? Die mangelhafte Landesverfassung und die zur Regie- rungsführung bestellten Beamten. Es ist noch das Hirtenleben hier das herrschende, und niemand wirkt hinzu, was das gesellschaftliche Band und die derzeitigen Bedürfnisse unumgänglich nothwendig machten. Das Hirtenleben war in erstem Zeit der menschlichen Niederlassung allenfalls erträglich, aber nicht dermal, wo das gesellschaftliche Band so viele Bedürfnisse erzeugt hat. Und eben daher mangelt es der Landschaft an Profesionisten1 - jeder ist nur Bauer, das väterliche Gut wird unter die Kinder ohne amtlichen Einfluss in gleiche Teile getheilt und so ungereimt, dass ein besseres Stück, wenn es auch noch so gering ist, so viele Abtheilungen erhält, als Erben vorhanden - so auch die Gütter von mitterer und der schlechtesten Eigenschaft, daher einzelne Besitzungen sich auch nur auf Quadratklafter beschränken und zu einzelnen Bäumen 5 bis 10 bis 20 Theilnehmer sind.2 Die Aussicht auf ein Grundeigenthum verhindert die Professions-Erlernung und Eruerrung [?]\ 2 83
	        

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