Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1983) (83)

DAS HAUPTWERK DES FELDKIRCHER BILDHAUERS JOHANNES BIN IN BLUDENZ Als die St. Laurentius-Kirche in Bludenz nach dem grossen Stadtbrand 1514 wiederaufgebaut wurde, dauerte es noch lange, bis sie einen Turm erhielt. Erst zwischen 1667 und 1670 wurde der eigenartige Turm gebaut, der seither als Wahrzeichen der Stadt Bludenz bekanntgeworden ist.1 Die am oberen Turmabsatz (unter der Uhr) vorhandenen Sitzfigu- ren der vier Evangelisten sind Werke des Feldkircher Bildhauers Johannes Bin. Nach bisherigen Forschungen dürfte es wohl sein Hauptwerk sein. Bis jetzt ist in Vorarlberg nur das Triumphkreuz in der Frauenkirche in Feldkirch von 1673 als sein Werk erkannt worden. Solange kein anderes grösseres Werk von ihm gefunden wird, kann man die Evangelisten in Bludenz als sein Hauptwerk betrachten.2 Der im Jahrbuch 80 des Historischen Vereins für das F. Liechten- stein abgedruckte Lehrbrief von 1645 für Johannes Bin beweist, dass er bei dem berühmten Meister Sebastian Erlacher in Graz seine Kunst erlernt hat. Danach war Bin berechtigt, seine Kunst in Holz und Stein auszuüben.3 Die Figuren der Evangelisten sind aus rötlichem Runge- linger Marmor, der von einem Berg bei Bludenz heruntergeholt werden musste. In mühseliger Arbeit wurde der harte Stein abgeschlif- fen, die Figuren wurden ca. 30 m hoch am Turm aufgezogen und am oberen Turmabsatz aufgesetzt. Die Postamente fertigten die Feldkir- cher Steinmetzmeister Christian Berchtold und Franz Sailer. Dass Bildhauer und Steinmetze aus Feldkirch waren, geht wohl darauf zurück, dass von 1627 - 1668 Leonhard Clessin aus Feldkirch Stadtpfarrer von Bludenz gewesen ist. Warscheinlich hat er diese Meister dem Stadtrat empfohlen und den Bau gefördert. Vielleicht hat er gewünscht, dass Johannes Bin die Evangelisten mit ihren Symbolen darstellte.4 Seit dem Mittelalter war dieses Thema sehr beliebt und wurde besonders an Altären und Kanzeln verwendet, weniger auf Türmen. Nach Meinung von Dr. Gert Amann, Kustos am Ferdinandeum in Innsbruck, ist dieses Werk in Vorarlberg und Tirol eine grosse Seltenheit. Im Lauf der Zeit wechselte die Zuordnung der Symbole. Am häufigsten sieht man die Zuteilung, die auf den hl. Hieronymus zurückgehen soll. In Bludenz haben die Evangelisten folgende 219
	        

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