Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1983) (83)

Im Mittelalter und noch bis 1717 bildete das liechtensteinische Oberland kirchlich zusammen mit dem Sarganserland und weiteren anschliessenden Gebieten einen Teil des Kapitels «unter der Land- quart», während das Unterland einen Teil des Kapitels des Walgaus ausmachte. Der Festigung auch politischen, aber vor allem kirchlichen Einflusses dienten Klostergründungen. Als geistig-geistliches Zentrum der nördlichen Teile Rätiens entstand vor der Mitte des 8. Jahrhun- derts die Abtei Pfäfers, die von den Victoriden im oberen Teil Rätiens, aber besonders auch im Norden reich mit Besitz dotiert wurde. Die Integration Rätiens in das karolingische Reich zu Beginn des 9. Jahrhunderts setzte einen neuen Meilenstein in der Geschichte dieses Gebietes. Als Vertreter der fränkischen Zentralgewalt übernahmen die Grafen die Verwaltung in Unterrätien, d.h. der Gebiete unter der Landquart. Pfäfers wurde zum führenden romanisch-rätischen Kloster mit ausgedehntem Güter- und Kirchenbesitz. Es stand in enger Verbin- dung zur Bevölkerung, wie es die Eintragungen im «Liber Viventium» aus dem 9. Jahrhundert belegen. Eindrucksvoll ist darin die Liste der Wohltäter («benefactores») «de piano». Sie bezeugt die engen Bezie- hungen der Abtei zur Bevölkerung. Mit dem Ausdruck «de piano» - Planenland - ist die Gegend zwischen Landquart und Feldkirch- Rankweil gemeint, das ebene Land des Rheintales. Damit bestand, vielleicht zum einzigen Mal, ein gemeinsamer historisch gewachsener Name für dieses Gebiet. Noch im Früh- und Hochmittelalter benützte die einheimische Bevölkerung weitgehend die romanische Sprache. Die letzten Reste romanischer Sprache verloren sich im mündlichen Gebrauch erst gegen Ende des Mittelalters. Flur- und Ortsnamen zeugen jedoch in diesem Gebiet bis heute von der gemeinsamen romanischen Vergan- genheit. Mit der Integration des Gebietes in das Karolinger- und später Ottonenreich waren die Voraussetzungen gegeben für eine allmähliche Germanisierung. Diese fand Förderung durch die herrschenden Adelsgeschlechter, die meist schwäbischen Ursprunges waren und die zunächst als Grafen, schliesslich auch als Territorialherren auftraten. Der erste Graf von Rätien war Ulrich, der zwischen 950 und 957 starb. Bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts teilte sich das Haus der Ulriche in drei Linien mit drei Hauptorten. 1097 starb Ulrich 202
	        

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