Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1982) (82)

Forschungsergebnisse von Dr. Christoph Simonett1 noch Gültigkeit haben, kann man eine Übereinstimmung konstatieren. Die talseitige Längswand wurde wohl im 19. oder 20. Jahrhundert stark verändert. Die grossen, symmetrisch angeordneten Fenster deuten darauf hin. Lediglich im Keller hat sich eine jener schmalen Lichtscharten erhalten, wie sie für sehr alte Wohnbauten typisch sind. Zwei weitere Exemplare entdecken wir an der intakten ehemals freistehenden Nordfassade, und zwar im Erdgeschoss wie auch im ersten Stock. Sie haben eine äussere Breite von 12 bezw. 14 cm und erweitern sich gegen innen auf etwa 30 cm. Diese Öffnungen waren in neuerer Zeit zugemauert worden, nun sind sie wieder geöffnet und lassen sich zweifellos gut in die Innenarchitektur integrieren. Recht interessant präsentiert sich die Küche. Man betritt sie über einen kleinen Vorplatz, der erst in jüngerer Vergangenheit mittels einer Zwischenwand abgetrennt wurde. Als Licht- und Abzugöffnun- gen dienten wohl einige Mauerschlitze. Einer davon, ein sogenanntes Rauchloch, konnte freigelegt werden. Seine Ausmasse betragen 47x17 cm. Eine dicke teerartige Russschicht auf den Leibungen, wie auch die Linienführung, deuten auf den ehemaligen Verwendungszweck hin. Im Hintergrund des langgezogenen Küchenraums finden wir in der Aussenwand die Reste einer ehemaligen Kochstelle. Der Küchenbo- den besteht im hintern Teil aus Kopfsteinpflaster. Etwa faustgrosse, flache Feldsteine wurden stehend in dekorativem Strahlenmuster verlegt. Man hat schon viel über diese sogenannten «Kieserlinge» gerätselt. Die Zierfunktion kam wohl erst in zweiter Linie. Vor allem waren diese Beläge sachbedingt. War eine Werkarbeit einmal da, so meldete sich das Schmuckbedürfnis. Tatsache ist, dass diese Pfläste- rungen einen wirksamen Schutz für den gestampften Lehmboden darstellen. Zur Hauptsache natürlich dort, wo mit Wasser hantiert wurde, und das war bei der Kochstelle. Im Gegensatz zu Steinplatten- böden fühlten sich die Kopfsteinpflaster auch «fusswarm» an, da die Schuhsohlen nur an einzelnen Punkten auftraten. Trug man dazu noch Holzschuhe, so waren kalte Füsse unbekannt. 1 Bauernhäuser des Kantons Graubünden v. Chr. Simonett Bd. I, Die Wohnbauten. Schweizerische Gesellschaft Tür Volkskunde, Basel, 1965. 268
	        

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