Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

II. Neuorientierung 1. GRUNDHALTUNG DER PARTEIEN a) Volkspartei Die Oberrheinischen Nachrichten — eine liechtensteinische Zei- tung ;— 1914 von Dr. Wilhelm Beck3 gegründet und von ihm heraus- gegeben, formulierten die Kritik der politischen Bewegung um Dr. Wilhelm Beck, der späteren Volkspartei, an der bestehenden Staats- ordnung. Es galt die Verfassung von 1862, in der dem Monarchen die Exekutivgewalt, die auswärtige Gewalt und die Kommandogewalt — Verwaltung, Diplomatie und Heer — und damit nach wie vor das Machtgefüge des vorkonstitutionellen Staates gesichert war. Die poli- tische Bewegung um Dr. Wilhelm Beck bezeichnete das praktizierte Regierungssystem — der Regierung stand ein Landesverweser öster- reichischer Nationalität vor — einen «verkappten Absolutismus». Unter der Parole «Los von Wien» sprach sie sich für eine Abschaffung der Hofkanzlei in Wien aus, und unter der Parole «Weg mit der 'Fremd- beamtenherrschaft'» postulierte sie einen Liechtensteiner als Regierungs- chef. Die Oberrheinischen Nachrichten wollten eine Politik für den «kleinen Mann» machen, insbesondere für den Arbeiter. Ihre Politik ist bewusst darauf angelegt, den Gegensatz zum Liechtensteiner Volks- blatt sichtbar zu machen, das das Sprachrohr der Regierung und der 3 Dr. Wilhelm Beck wurde im Jahre 1885 geboren, absolvierte seine Studien an den Juristischen Fakultäten der Universitäten von Zürich und München. Nach seinem Studium trat er in das Anwaltsbüro des Herrn Dr. E. Grünen- felder in Flums ein. Dieser war in der Zeit von 1905 bis 1943 Nationalrat und gehörte der Katholisch-konservativen Partei an. Dr. Wilhelm Beck eröffnete 1914 in Vaduz ein eigenes Anwaltsbüro. Seit dieser Zeit war er ununterbrochen bis 1928 und später von 1932 bis 1935 Mitglied des Landtags. Er ist eine der zentralen Persönlichkeiten in der Verfassungs- und Zollvertragsauseinander- setzung. Das Liechtensteiner Volksblatt nennt ihn «Anreger und Leiter des Blattes» (gemeint O. N.). «Dessen für schweizerische Verhältnisse sehr ein- genommene Haltung» erklärt es dahingehend, dass Dr. Wilhelm Beck seine Studien wie auch deren Abschluss in der Schweiz gemacht habe (L. V. Nr. 31, 1. August 1914); siehe auch Wille Herbert, Die Verfassung von 1921: Parteien und Kirche, in: Das Fürstentum Liechtenstein, Veröffentlichung des Aleman- nischen Instituts Freiburg i.Br. Nr. 50, 93 ff; derselbe, Regierung und Parteien, in: Liechtenstein Politische Schriften, Heft 6, 61 ff, 69 ff. 84
	        

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