Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

Von der archäologischen Seite her, muss aber auch festgestellt werden, dass in Raetien die frühmittelalterlichen Gräberfelder durch- wegs nur wenige Grab- und Trachtbeigaben geliefert haben. Im Ver- gleich zur Anzahl Bestattungen hat das Gräberfeld von Bonaduz nicht mehr Funde geliefert als der Runde Büchel. Auch die wenigen Objekte aus Balzers sind nun nicht spezifisch alamannisch. So streuen die im Verzierungsstil vom Typ «Aldeno» versehenen Bron- zebeschläge recht weit, aber kaum in alamannisches Gebiet, sondern halten sich in den Grenzen der alten römischen Provinzen (Abb. 30). Auffällig bleibt vorläufig, dass in Churrätien eine gewisse Konzen- tration an Einzelfunden belegt ist. Offenbar lebte im Raum Balzers - etwa im Gegensatz zu ehemali- gen Kastellorten wie Zürich (Schneider + Etter 1979) - die ansässige, rätoromanische Bevölkerung zwar in einer Interessengemeinschaft mit den zugewanderten Alamannen, aber wir sind der Ansicht, dass die Alamannen - oder mindestens deren Führungsschicht - weitge- hend und bis ins 8. Jh. hinein von den Rätoromanen getrennt gelebt haben. In der Zeit, in der auf dem Runden Büchel nur Alamannen be- stattet worden sind, sind in Zürich schon zwei Generationen früher Leute beigesetzt worden, die vom Körper- und vom Grabbau sowie von den Trachtbeigaben her eine Mischung aus keltoromanischen und alamannischen Merkmalen darstellen (Schneider + Etter 1979). Hier in Balzers ist also die Bevölkerungsverschmelzung erst später er- folgt, obwohl die Wirtschaftsinteressen sich allerseits auf die Ver- kehrslage am Nordende des Luzisteigdurchgangs konzentrierten. Wo wohnten nun aber die auf dem Runden Büchel bestatteten Leute? In dieser Hinsicht können wir nur spekulieren, denn Belege dazu haben wir noch keine. Da zwischen der Hügelkette - mit dem Runden Büchel und dem Gutenberg - und dem heutigen Ortsteil Balzers ein wohl sumpfiges Gelände eine natürliche Trennung bilde- te, ist anzunehmen, dass die Gehöfte an den etwas über der Ebene er- höhten Hängen des Ortsteiles Mäls zu suchen sind. Da dieses Gebiet aber immer wieder zu Bauzwecken genutzt worden ist, wird wahr- scheinlich die Erfassung von alamannischen Gehöftsresten schwierig sein. Interessant wäre auf jeden Fall auch die Beziehung zwischen Wohn- und Totenstätte näher untersuchen zu können. 74
	        

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