Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

Die 15 Kindergräber repräsentieren mit Sicherheit nicht den da- maligen Anteil an verstorbenen Kindern. Auch wenn zwei kleine Ausschrotungen, die etwa der Grösse von «Vorschulkindern» ent- sprochen haben, auf weitere Kinderbestattungen hinweisen, ohne dass wir von ihnen körperliche Reste kennen, so bleibt der Anteil an verstorbenen Kindern zu gering. Ihre Altersverteilung ist bemerkens- wert: etwa ab dem 6. Lebensjahr ist die Verteilung so, wie es der Er- wartung entspricht, Kleinkinder aber sind deutlich untervertreten und besonders Säuglinge, Totgeburten und Neonaten fehlen (Abb. 27). Wir machen dafür folgende Gründe verantwortlich. Infolge der dünnen Humusdecke, durch die auch viele der Er- wachsenen wegen der Bodenbearbeitung erheblich gestört worden sind, sind Kindergräber ganz ausgeräumt worden, zumal sie häufig hoch und erst mit zunehmendem Alter tiefer bestattet worden sind. Dies würde vor allem das Fehlen der Kleinkinder erklären. Zudem sind im Früh- und im beginnenden Hochmittelalter Totgeburten, Neugeborene und Säuglinge oft nicht auf dem Friedhof beigesetzt worden (Etter + Schneider 1982, 48 ff). Entweder erfolgte keine Bei- sondern eine Aussetzung oder sie wurden möglicherweise sogar beim eigenen Hofe verscharrt. Im Vicus Vitudurum, dem römischen Win- terthur, z. B. sind an drei Stellen Neugeborene innerhalb der Grundrisse von Wohnbauten aus der 1. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. vergraben worden (Etter 1982 b). Weiter wurde der Friedhof auf dem Runden Büchel wohl auf der Kuppe sowie auf der West- und Ostflanke ganz erfasst, nicht aber auf der Nordseite. Dort sind mit grösster Wahrscheinlichkeit und nach Aussagen von Anwohnern noch weitere Gräber zu erwarten. Ab dem 9./10. Jahrhundert ist bekannt, dass Säuglinge, aber auch Totgebur- ten und Neonaten allgemein in einer vom Altarhaus entfernten Friedhofecke (Nordwesten) gesondert beigesetzt worden sind. Eine solche Säuglingsecke können wir am Runden Büchel nicht aus- schliessen aber auch nicht belegen. Da der Bestattungsplatz auf dem Runden Büchel im 8. Jahrhun- dert benützt worden ist, ist es wahrscheinlich, dass alle der obgenann- ten Gründe für das Fehlen der Kleinkinder, Säuglinge, Neonaten und Totgeburten verantwortlich zu machen sind. 61
	        

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