Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

2. Die Entwicklung des Grundbesitzes Als Stammsitz und frühester nachzuweisender Besitz der Liechten- stein auf österreichischem Gebiet wird die gleichnamige Veste in der Nähe von Wien angenommen. 1249 gelangte die mährische Herrschaft Nikolsburg an das Haus, nach welcher sich die Familie in der Folge mitbenannte und damit von den Geschlechtern Liechtenstein-Murau, -Castelkorn bzw. -Carneid abgrenzte. Die Nachrichten über die Erwer- bungen des 12. bis 14. Jahrhunderts sind höchst unvollständig. Aus einer Urkunde des Jahres 1395 geht hervor, dass es sich hierbei um Güter und Herrschaften im Raum Nieder- und Oberösterreichs, Tirols und Mährens handelte. Damals wurden aus nicht bekanntem Grund nahezu sämtliche liechtensteinischen Besitzungen, vor allem jene südlich der Donau, vom Landesfürsten eingezogen. Geblieben und für den wei- teren Besitzaufbau von Bedeutung waren im nördlichen Weinviertel die Herrschaft, Stadt und Veste Feldsberg, die Vesten Rabensburg, Ringels- dorf und Mistelbach sowie die Herrschaft Lundenburg und Splitter- besitz in Südmähren. Der in der Zeit bis 1600 erfolgte Ausbau der Gutskomplexe zu grösseren Verwaltungseinheiten und die Erwerbung der Herrschaften Wilfersdorf und Eisgrub führten zur Erweiterung und Arrondierung des liechtensteinischen Grundbesitzes im Grenzgebiet. Das Aussterben alteingesessener Familien bzw. die Folgen des böh- mischen Aufstandes boten den Liechtenstein Anfang des 17. Jahr- hunderts die Möglichkeit, ihren wirtschaftlichen Schwerpunkt in die Länder der böhmischen Krone zu verlegen: Durch die Heirat der nachmaligen Fürsten Karl und Maximilian mit den Erbtöchtern der Czernohorski von Boskowitz gelangten die Herrschaften Posoritz, Butschowitz und Aussee an das Haus. Aus den Konfiskationsgütern wurde umfangreicher und geschlossener Herrschaftsbesitz in Nord- mähren und Ostböhmen bzw. im Raum Prag erworben. In Schlesien bildeten die böhmischen Kronlehen Troppau und Jägerndorf ein be- sitzrechtliches Äquivalent zur neuerlangten Fürstenwürde. Im folgenden wurden weitere Besitzungen zur Abrundung der Herrschaftskomplexe zugekauft. 1654 waren die Liechtenstein mit 16.795 Steuereinheiten bzw. Ansässigkeiten, also 18,2% des Landes, die reichste Familie in Mähren. In dieser Zeit wurden die ersten Fideikommisse errichtet, deren Nutzung dem Primogenitus bzw. dem Majoratsherrn zustand. Zufolge wiederholter Erneuerungen bzw. Ergänzungen der Verträge 115
	        

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