Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1980) (80)

Das Gutachten des Fürsten Gundacker «wegen des Friedländers» Den letzten Kontakt mit Wallenstein stellt wohl ein leider verloren- gegangenes Schreiben vom 28. Juni 1633 an den Feldherrn dar, in dem er ihm seinen Sohn Hartmann empfiehlt — das Vertrauensverhältnis hatte sich noch nicht gewandelt. Jakob von Falke schreibt: «Er diente unter Wallenstein als Oberst- leutnant mit grosser Tapferkeit und Auszeichnung, kämpfte in der grossen Schlacht bei Nürnberg, als die Schweden Wallensteins Lager stürmten und sodann bei Lützen, wo er drei Kugelwunden erhielt und acht Stunden lang wie tot auf dem Schlachtfeld liegen blieb. Dessen- ungeachtet diente er nach seiner Herstellung weiter und nahm teil an der Schlacht bei Nördlingen.» Seit der zweiten Jahreshälfte 1633 wurde Fürst Gundacker vom Kaiser wieder in Gnaden aufgenommen, und er kehrte in seine Ämter an den Wiener Hof zurück. Dort erhielt er zweifellos genaueste Nach- richten über die begründeten Vorwürfe, aber auch über die Verdächti- gungen, welche Wallensteins Gegner gesammelt und dem Kaiser immer wieder zugetragen hatten. Anders ist der totale Wandel nicht zu erklä- ren, den der Fürst in seiner Einstellung zum Feldherrn genommen hat. Er zählt sie in seinem Schreiben ausführlich auf, ohne dass er die Verdienste schmälern wolle, und kommt zum Schlüsse, dass er vom Generalat abzusetzen sei. Dabei betont er, dass die Justiz unbedingten Vorrang haben müsse, und gegen Recht sei er nicht des Lebens zu be- rauben («Menschenblut ist nicht Ochsenblut»), aber in letzter Konse- quenz sind, wenn es mit dem Rechte wider Gott übereinstimmt, «bei extremen Übeln extreme Mittel anzuwenden.» Als Patriot betont er dabei immer, dass sonst der Kaiser in höchster Gefahr sei, seine Macht, seinen Rang und sein Ansehen zu verlieren. Erneut aber weist der Fürst auf die äusserst schwierige Kriegslage hin und apelliert dringend an den Kaiser und wieder in rückhaltlos offenen Worten, Frieden zu schliessen. Es gereicht ihm zur Ehre, dass er mit einem wahrlich mutigen Aufruf schliesst, dem sinnlosen Wüten ein Ende zu bereiten. 97
	        

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