Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1980) (80)

bildung in der aufstrebenden Gemeinde gekommen sein. Hinter-Schel- lenberg, schon im Besitz einer kleinen Kapelle, meldete vermutlich im Zentrumsstreit Prärogativen an. Indessen entschied die Klostergründung «Verehrung des Kostbaren Blutes» durch Franz Sales Brunner 1858 letztlich auch den Streit um das kirchliche Zentrum. Die vorteilhafte topographische Lage von Mittel-Schellenberg und die günstigen finan- ziellen Bedingungen, welche durch die Übernahme seelsorgerischer Ver- pflichtungen durch die Geistlichkeit des neugegründeten Frauenklosters sowie durch die Hilfe der Nonnen in schulischen Belangen entstanden, vermochten den Entscheid zu erleichtern.15 Im Südteil des (heute) alten Friedhofes baute man nach Plänen von Ferdinand Malang 1855/56 aus privaten Mitteln eine Kapelle,16 welche 1858 «in Splendoribus» einge- weiht wurde.17 Allmählich löste sich Schellenberg von der Mutterpfarrei Bendern und wurde 1861 eine Expositur,18 1874 ein selbständiges 15 Pater Franz Sales Brunner ist eine typische Erscheinung kath. Spiritualität des 19. Jahrhunderts. Geboren am 10. Januar 1795 in Mümliswil, Kanton Solo- thurn, wurde er vorerst Benediktiner in Maria Stein, wo er am 19. März 1819 Primiz feierte. 1829 trat er in das Trapistenkloster Ölenberg ein, das der politischen Entwicklung in Frankreich kurz darauf zum Opfer fiel. Als Mis- sionar in Graubünden tätig, wurde Pater Brunner von seinen Ordensgelübden entbunden und reiste als Missionar nach Nordafrika. Es folgten abenteuer- liche Seefahrten zwischen Europa und Nordamerika. Im Jahre 1857 war er wieder in Europa und suchte eine Basis zur Ausbildung von Schwestern für die Missionstätigkeit in Amerika. Von Feldkirch aus fand er beinahe zufällig «auf den Bergen ein Plätzlein» zur Klostergründung. Unter erheblichen Schwierigkeiten gründete Pater Brunner 1858 das Kloster, starb aber in der ungewissen Gründungsphase am 29. Dezember 1859 (Otto Angehrn, a.a.O., 4 ff). Die Seelsorge erfolgte anfänglich unentgeltlich durch die Missionare. Natürlich reduzierten sich die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinde im Laufe der Zeit. 16 Erwin Poeschel, a. a. O., 276 f. Die Kapelle blieb bis zum 7. Februar 1865 Privatbesitz einiger Bürger, welche an diesem Tag die Kapelle der Gemeinde übergaben. Johann Bapt. Büchel, Geschichte der Pfarrei Bendern, JBL 1923, 173, 175. 17 Otto Angehrn, a. a. O., 10 f.: Johann Bapt. Büchel, a. a. O., 174. Die Kapelle ist am 20. Juni 1858 der Muttergottes Maria geweiht worden. 18 Johann Bapt. Büchel datiert die Errichtung der Expositur auf November 1861; ihm folgt auch Erwin Poeschel (Johann Bapt. Büchel, a. a. O., 175; Erwin Poeschel, a. a. O., 276). Otto Angehrn nimmt die Vereinbarung zwischen dem Pfarrer von Bendern und der Gemeinde Schellenberg vom 24. April 1862 als Errichtungsdatum der Expositur (Otto Angehrn, a. a. O., 36, 54 f). 46
	        

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