Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1979) (79)

einer guten Nachfrage in der Schweiz, Österreich und Süddeutschland, ja sogar noch weiter im Norden.41 Mit dem Anstieg des Absatzes expan- dierte zugleich die Produktionsbasis, kurz der Betrieb florierte und be- schäftigte bis zu 20 Arbeiter,43 ja man sprach bereits von einer anheben- den Industrie.43 Dass dieser Vorgang dem Auge der Aufsichts- behörde, der Fürstl. Regierung, nicht verborgen bleiben konnte, ver- steht sich von selbst. Diese liess die Steinbrüche inspizieren, mit dem Erfolg, dass die Balzner Gemeindevorstehung im Jahre 1906 den Ent- wurf zu einer Betriebsordnung44 für die dortigen Steinbrüche präsentiert erhielt. Sind schon Arbeiten in einem Steinbruche — solche existierten im Lande mehrere —- mit erheblichen Gefahren verbunden, so nahmen die Risiken mit der Betriebsausweitung beträchtlich zu. Man wollte sichtlich mit der Anweisung, die Hänge nach Tauwetter und längerem Regenwetter auf locker gewordenes Material zu überprüfen, Steinschlägen vorbeugen; mit der Direktive, Seile an den Hängen griffbereit zu halten, Personenabstürzen begegnen; mit den Verhal- tensvorschriften beim Umgang mit Sprengkörpern, Explo- sionsunfälle ausschalten usw. usw. Der Steinmetzberuf erlebte in Balzers durch eine längere Zeit hin- durch eine Blüteperiode; noch heute nennt man die Abkömmlinge einer Steinmetzfamilie — es ist dies ein ganzer Stamm — «Steinhauer-Kauf- mann».45 Der wohlklingende Name «Schwarzer Marmor» drang bis an die Ohren der Schweizer Zöllner,46 was zur Folge hatte, dass sie selbst- verständlich jenes Felsprodukt nicht mehr als gewöhnliches Maurer- gestein werteten, sondern unter den zollpflichtigen Marmor einstuften. 41 Derselbe, S. 319, ausserdem: Alois Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, in: JBL 1972, S. 257. 42 H. Kaufmann, S. 319, ferner Alois Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 257, ver- merkt: «Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beuteten zwei Unternehmer die Balzner Steinbrüche aus. Sie beschäftigten 30 — 40 Arbeiter.» 43 Vgl. Hubert Kaufmann, S. 319. Alois Vogt (Die Entwicklung der Liechtenst. Industrie, in: Das Fürstentum Liechtenstein im Wandel der Zeit, Vaduz 1956, S. 104): «Als Industrie eigener Art ist der Steinbruch in Balzers anzusprechen ..» 44 Regierungs-Archiv Nr. 1869 ex 1905. 45 Vgl. Fridolin Tschugmell, Balzner-Mälsner Geschlechter 1417 —1950, in: JBL 1957, S. 77. 46 Hubert Kaufmann, S. 319. 190
	        

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