Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1978) (78)

gehend eine abweichende Richtung aufweisen. Zwei grosse Nietlöcher dienten zur Befestigung des Henkels mittels breiten Nieten am Gefäss- körper. Vom Gefäss ist vorläufig kein weiteres Fragment vorhanden. Zu diesem auffallend massiven und gegossenen Henkel sind bislang keine Vergleichsstücke bekannt. Es fällt überdies auf, dass Metallge- fässe, die von der jüngeren Bronzezeit an sicher recht häufig gewesen sein müssen, nur in beschränktem Umfang in den Boden kamen und uns überliefert sind. Schon in dieser Beziehung ist der Neufund vom Krüppel eine Bereicherung des Fundbestandes. Die meisten spätbronzezeitlichen Henkel bestehen aus Blechbändern mit manchmal etwas verdickten Seitenbahnen. Hallstattzeitliche Kessel besitzen meist Bogenhenkel, die die kleinen seitlich am Mündungssaum gelegenen Bandhenkel ablösen. Die Nietplatten sind meistens unverziert. Die Randkerbverzierung ist in dieser Hinsicht vorläufig ein Unikat. Dennoch ist es am naheliegendsten, den Henkel einem Bronzeeimer vom Typus «Kurd» zuzuschreiben. Das nächstgelegene Exemplar eines solchen Eimers stammt aus der spätbronzezeitlichen Ufersiedlung von Zürich-Wollishofen. Diese Erkenntnis lässt sich auf die Befunde auf dem Krüppel über- tragen, denn hier ist die Spätbronzezeit durch die Laugen/Melaun- Keramik gut vertreten. Eine Datierung des Henkels in die Latenezeit, also in die Zeit der Belegung durch die Schnellerware oder gar in die spätrömische Zeit ist kaum denkbar. Ebenso ist zu bemerken, dass gerade im Gebiet der alpinen Laugen/Melaun-Kultur einige Bronze- erzeugnisse von besonderer Machart sind, so zum Beispiel die von B. Frei charakterisierten «Montlingeräxte» und die Paletten, beides Objektgattungen von bester Qualität. In dieser Beziehung ist ihnen das Henkelfragment vom Krüppel ebenbürtig. Die von A. Voüte im chemisch-physikalischen Labor des Schweize- rischen Landesmuseums durchgeführte Röntgenfluoreszenzanalyse (CPL 00759) hat ergeben, dass es sich beim Metall um eine Bronze mit einem Gehalt von 6,2% Zinn, 0,8% Blei, 0,03% Silber, 0,1% Nickel, 0,004% Kobalt und 0,014% Eisen handelt, wobei noch Arsen und Zink in Spuren nachgewiesen werden konnten. Diese Zusammen- setzung entspricht grundsätzlich einem für die Spätbronzezeit möglichen Technologiestand. Jakob Bill 270
	        

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