Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

2.80 Meter, ausliefen.53 Um die Galazopfbänder zu schonen, wurden auch billigere Zopfbänder «auf die reiß» angeschafft. Beide Arten von Zopfbändern sowie die mit Moire gefütterten Haarbeutel zur Aufbewah- rung der Perücken stellte Anton S t i e r m b zur Verfügung,54 seines Zeichens Handelsmann im Haus «Zum silbernen Becher» in der Wiener Kärntnerstrasse.55 Von den übrigen Livrierten unterschieden sich die Haiduken neben den charakteristischen hohen federngeschmückten Kegelhauben auch durch ihren bodenlangen Umhang, dem sogenannten «Mantee», der über dem eigentlichen Kleid getragen wurde.56 Das dafür verwendete rote Tuch stammte aus der schlesischen Stadt Neurode, die im 18. Jahrhundert für ihre Tuchwalkereien und -fabriken bekannt war. Es wurde von Joseph S p 1 e y e r, dem Besitzer eines Modegeschäftes im Haus «Zum silbernen Vogel»57 um 32 Gulden die Elle gekauft. Vom selben Händler stammte auch das silberfarbene und kornblaue «Neu- roter» Tuch, das dem schon genannten ungarischen Schneider Gregor D r e x 1 e r als Grundlage für die Verfertigung der Haidukenkleider diente.58 Dieses in den Quellen als «Casackel» bezeichnete reich be- setzte Gewand wurde um die Taille von einer breiten Binde zusammen- gerafft und endete in knielangen schwarzen «Schlaff-Hosen».59 Für die Haiduken besonders kennzeichnend ist ihre aus der ungarischen Volks- tracht stammende Beinkleidung.60 Der Czismamacher Johann Gel- lemen verrechnete drei Garnituren der charakteristischen hohen 53 Vgl. zur ersten Information Fritz Verdenhalven, Alte Masse, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet (1968). 54 Rechnung Nr. 218. 55 Gugitz a.a.O. (Anm. 21) 318. 56 Eine Frühform ist der sogenannte ungarische Mantel, auch Mande oder Mente genannt, wie er in Linzer Schnittmusterbüchern des frühen 18. Jahr- hunderts überliefert wird; vgl. Lucie Hampel, Zwei Linzer Schnittbücher aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1960) 272 ff. und jüngst Ingeborg Petraschek-Heim, Das «Riss- büchel» (Schnittbuch) aus Retz. Ein Beitrag zur Wiener Kostümgeschichte. Wiener Geschichtsblätter 31 (1976) Sonderheft 2, besonders Seite 148 ff. 57 G u g i t z s. s. O. (Anm. 21) 438. 58 Rechnung Nr. 180. 59 Rechnung Nr. 215. 60 Vgl. Maria Varjü-Ember, Die ungarische Galakleidung im XV. und XVIII. Jahrhundert. Waffen- und Kostümkunde 7 (1965) 73 ff. 107
	        

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