Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

sten Instandsetzung der Wohnräume. Am meisten scheinen sie für die Wiederherstellung der Kapelle getan zu haben. Urkundlich bezeugt ist die Einweihung des neuen Altärchens um 1504, und eine der beiden noch jetzt erhaltenen Glocken trägt die Jahreszahl 1506. Als im Jahre 1507 rasch nacheinander Ludwig und Siegmund von Brandis starben, übernahm ihr Neffe, Rudolf Graf von Sulz, die diesen gehörigen Herr- schaften. Unter den Grafen von Sulz wurde die grosszügige Restaurierung und zeitgemässe Ausgestaltung der Burg Vaduz in Angriff genommen und durchgeführt. Das 16. Jahrhundert ist die Glanzperiode in der Ent- wicklung der Burg, sowohl fortifikatorisch als auch in künstlerischer Beziehung. Die bedeutendste und am meisten in die Augen springende Neue- rung, welche Graf Rudolf von Sulz (regierte 1507 —1535) ausführte, sind die beiden Rondelle an der Nordost- und Südostecke der Burg (vgl. Plan II). Diese beiden gewaltigen Bastionen mit ihren bis zu 5 m dicken Mauern waren für die artilleristische Verteidigung der Burg bestimmt und enthielten in verschiedenem Niveau Ausschusslucken und Stück- kammern. Die Bauzeit der Rondelle lässt sich ziemlich genau bestim- men durch mehrere Jahreszahlen, welche sich in einzelnen Werk- stücken dort eingemeisselt finden: im südlichen Rondell steht an der Scharte neben dem Aufzug die Jahreszahl 1523, darunter ein Schild- chen mit dem Sulzischen Wappen; am Schlussstein des Bogens über der Schussscharte auf der Südseite des nördlichen Rondells die Jahres- zahl 1529; in der inneren Leibung der oberen Schussscharte an der Ost- seite des nördlichen Rondells die Jahreszahl 1531. Beide Rondelle sind ganz eigenartig gebaut, und es dürften kaum ähnliche nachzuweisen sein. Das nördliche Rondell zeigt noch das mittelalterliche Wehrgang- system, aber den artilleristischen Zwecken angepasst. Im unteren der beiden Wehrgänge befinden sich Stückkammern für grosse Geschütze, während der obere Wehrgang mit seinen Schlitzscharten für leichte, schmalrohrige Geschütze und für Hakenbüchsen angefertigt war. Das Dach des Wehrganges senkte sich nach dem Hof im Innern des Ron- dells, wo das Wasser in einer Zisterne aufgesammelt wurde. Von diesem Hof gelangte man dann in die unteren kasemattenartigen Stückkam- mern. Im südlichen Rondell waren ebenfalls zwei Etagen mit analogen Scharten für Geschütze bestimmt. Aber diese Etagen hatten durch- laufende Böden und waren nach oben geschlossen. Höchst 
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