Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

Bei der mittelalterlichen und neuzeitlichen Ofen- und Geschirr- keramik, die im Lauf der 1977 durchgeführten Sondagen im Auffüll- schutt des Nordrondells des Schlosses Vaduz geborgen wurde, handelt es sich um weitgehend zerstörtes, in kleine Scherben zerschlagenes Material. Dieses bietet das typische Bild eines Fundbestandes aus Erd- reich, das früher einmal archäologisch durchkämmt worden ist. Zweifel- los liegen hier Fragmente vor, die schon bei den im Jahr 1904 im Nordrondell durchgeführten Ausgrabungen gehoben und, nach alten Leimspuren zu schliessen, zum Teil sogar geklebt worden sind, dann jedoch als zu unbedeutend erachtet wurden, um beiseite gelegt und aufbewahrt zu werden. So sind sie im Schutt geblieben, mit dem man das Gehniveau des Rondells dann erhöht hat. Der Verzicht auf Bergung dieser Funde erscheint verständlich, wenn man im Bericht von Egon Rheinberger über die Schuttaushebung aus dem nördlichen Rondell liest, dass die damalige Kampagne offenbar reich war an keramischem Fundgut, besonders aber an Ofenkacheln. Es heisst, dass sich an den aufgehobenen Stücken über 30 verschiedene Öfen nachweisen liessen «von den gotischen angefangen bis in unsere Zeit herein». Alles was man 1904 als aufhebenswert erachtet hat, scheint heute verschollen zu sein. Was uns bleibt, sind die von jener früheren Grabung verschmäh- ten, nun wieder zutag gekommenen Reste. Aus ihnen lässt sich nur andeutungsweise ein Bild gewinnen von dem, was 1904 an Funden vor- gelegen haben muss. Es ist eine recht undankbare, nicht aber ganz unwichtige Aufgabe, dieser verblassten Spur nachzugehen. Denn das auf Schloss Vaduz seinerzeit geborgene Material hat einen Komplex dargestellt, der weit über die Landesgrenzen Liechtensteins hinaus im Gebiet des St. Galler Rheintals und des Vorarlbergs so unvergleichbar war, dass selbst sein nun wiedergefundener Ausschuss noch einzig dasteht. Ich stelle diesen im Folgenden knapp vor und hoffe, damit einen Beitrag zu leisten zur Wiedergewinnung der im Jahr 1904 der Erde entrissenen und inzwischen verlorenen Hauptsache. 31
	        

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