Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

Franz Walter um 34 Kreuzer das Stück hergestellt hatte.87 Man sieht, dass der den liechtensteinischen Livreefarben entsprechende Farbkontrast rot-blau bis ins Detail eingehalten wurde und die Livrier- ten dadurch optisch sofort als liechtensteinische Bedienstete erkennbar waren. Der bürgerliche Hutmachermeister Franz Joseph Schneider stellte für die deutschen Edelknaben 12 neue Hüte in Rechnung,88 die mit feinen silbernen spanischen Spitzen geschmückt wurden.89 Auf den Hüten steckten die Pagenfedern, die vom kaiserlichen Federschmucker Anton Bernardi in zwei Garnituren für die Gala- und die «zweyte» Livree gekauft wurden.90 Für die hohen Allongeperücken erwarb man im Handelshaus S t i e r m b «Beim silbernen Becher» in der Kärntner- strasse in Wien91 sechs Haarbeutel aus Moiree.92 Wie die ungarischen Pagen trugen auch die deutschen Edelknaben weisse englische Hand- schuhe und Seidenhemden. Weisse Strümpfe und schwarze lacklederne Schnallenschuhe komplettierten die deutsche Edelknabenlivree. Am Ende eines Aufsatzes, der einen so speziellen und, wie mancher einwenden wird, vergleichsweise «unbedeutenden» Teilbereich wie die Dienerkleidung behandelt, kann ein Blick aufs Allgemeine nicht scha- den, um das Thema einem grösseren Ganzen einzufügen und ihm damit den richtigen Stellenwert zu geben. Diese übergeordnete Einheit aber ist — wie könnte es in der Geschichtswissenschaft auch anders sein? — der Mensch und das menschliche Leben in allen seinen Er- scheinungsformen. Und wer will bestreiten, dass die Kleidung mit zu den wirkungsvollsten Gestaltungsmitteln des Menschen zählt? Ist sie doch der Mode unterworfen, die ihrerseits der Ausdruck eines den ver- feinerten und jeweiligen sozialen Bedürfnissen angepassten Geschmacks darstellt. Nicht zu übersehen ist dabei auch die optische Wirkung der Kleidung, die im gegenständlichen Fall nicht nur das Auge erfreute, 87 Rechnung Nr. 157. 88 Rechnung Nr. 202. 89 Die «Pointe Spange», wie sie in den Quellen heisst, wurde bei Ludwig Schultz im Haus «Zum blauen Stern» gekauft; vgl. die Rechnung Nr. 174. 90 Rechnung Nr. 98. 91 Wie Anm. 55. 92 Rechnung Nr. 218. 117
	        

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