Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

Als erstes kaufte sich Alois Rheinberger an einem etwas erhöhten Platz mit prächtigem Blick auf den Mississippi das Haus eines ehema- ligen Mormonen. Nachdem er es den Winter über um zwei Räume vergrössert hatte, begann er im Frühjahr 1851 sein Lebenswerk: Am Südhang unterhalb seines Hauses pflanzte er 500 Weinstöcke und begründete damit die Weinbautradition von Nauvoo, die bis zum heutigen Tage bestehen blieb. In den Jahren darauf vergrösserte er sowohl sein Haus als auch seinen Weinberg und brachte es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der führenden Weinproduzenten in Nauvoo. Im Jahre 1904 konnte er nach Hause berichten, dass er auf 12 acres (= 48,5 Hekta- ren) inzwischen 8600 Stöcke gepflanzt habe. Dies, obwohl ihm die Unbill der Witterung und das feuchte Klima immer wieder Schwierig- keiten bereitet hatten. In einem Brief an seine Verwandte Emma Rhein- berger in Vaduz schrieb er: «... Vor ungefähr 15 Jahren (um 1890, d. Verf.) erschien die Braun- fäule, besonders nach einer feuchten Witterung. . . . Oft blieben von einer Traube von 70—100 Beeren nur etwa 12 oder noch weniger üb- rig. ... Im Jahre 1889 verfaulten etwa am 20. Juni von morgens 8 Uhr, wo die ersten Flecken erschienen, bis abends mir allein etwa 20 000 Pfund. Der Rest verfaulte im Juli und (eben)so ging es in den andern Weingärten. Wir Rebbesitzer standen ratlos da. Jetzt wurden wir be- kannt gemacht mit der Bordeaux-Mixture und im Jahre 1890 bespreng- ten wir die Stöcke zum erstenmal und seither jedes Jahr mit ziem- lichem, doch nicht gänzlichem Erfolg gegen Mehltau und Fäulnis. ... Ich besprengte meine Reben diesen Sommer (1904, d. Verf.) 4 x, denn es war ungewöhnlich kühl und nass. Die Ernte sah dennoch gut und reichlich aus, aber am 18. Sept. abends kam das böseste Gewitter dieses Sommers, ein rasender Sturm, strömender Regen mit Hagel vermischt, (und) zerstörte die halbe Ernte. Eine andere Plage sind die Würmer, besonders in einem nassen Sommer — und zwingen uns, die Trauben vor gehöriger Reife abzunehmen. Nur der heisse Sommer 1901 war frei von jeder Plage. . . . Der Ertrag der Weinernte ist sehr verschieden. Die letzten 3 Jahre waren mittelmässig. Ich presste diesen Herbst nur 3500 Gallonen, 1 Gallone = 4 Liter. In besseren Jahren das Doppelte. In Jahren wo die Trauben sehr gut werden, kaufe ich noch dazu. Der Wein . . . geht ab in 40, 80, 10 Liter-Gebinden. Durch die Temperenz- 60
	        

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