Massnahmen des Bludenzer Vogtes nach dem Brand von Schaan 1577 Die Amtsrechnungen der österreichischen Vögte in Bludenz, die von 1568 bis 1819 fast vollständig erhalten sind, gewähren mit ihren immer wiederkehrenden Ausgaben- und Einnahmeposten unermesslich reich- haltiges Material zur lokalen Wirtschaftsgeschichte, zur Rechtsgeschich- te, zur Volkskunde und zur baulichen Entwicklung der herrschaftlichen Gebäude (Schloss, Mühle etc.). Darüber hinaus findet sich in den oft weitschweifigen Eintragungen noch eine Fülle von interessanten Details. Hektor v. Ramschwag waltete bereits acht Jahre seines Amtes als habsburgischer Vogt über Bludenz und Sonnenberg.1 Da brach Ende April 1577 in der sulzischen Nachbarschaft, und zwar im Dorf Schaan, ein Brand aus, dessen Ausmass nicht bekannt ist, der aber — der Bludenzer Vogteiamtsrechnung zufolge — gross gewesen sein muss. Sofort konzentrierte sich die Aufmerksamkeit des Vogtes auf ver- dächtige Personen, die etwa als Brandstifter in Frage gekommen sein mochten: Bereits am 30. April wurde ein «Gartknecht», also ein Söldner, angehalten und einige Tage im Bludenzer Schlossturm gefangen gesetzt. Auf einen weiteren Söldner sollten die Bewohner von Braz ihr Augen- merk richten. Am 20. Juli wurden abermals zwei Soldaten angehalten, ausdrück- lich mit dem Hinweis auf das Morden und Brennen im Schweizerland und den benachbarten Gebieten. Schliesslich musste am 1. August noch ein Ordensgeistlicher einen Abstecher in das Bludenzer Schlossgefäng- nis machen, der aber nur von kurzer Dauer war. Zum Zweck der Rechnungslegung bei der Innsbrucker Regierung waren aber für den Vogt Ramschwag die Ergreifung verdächtiger Ge- stalten und die Untersuchungshaft nicht so wichtig wie die dabei auf- gegangenen Kosten. Es wurden nämlich solche Amtshandlungen in einem öffentlichen Wirtslokal vorgenommen oder zumindest dort auf öffentliche Kosten beschlossen. Dazumal geschah dies in Bludenz beim 1 Hermann Sander, Die österreichischen Vögte von Bludenz, Innsbruck 1899, S. 59. 345