Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

Zum 200. Geburtstag von Landesphysikus GEBHARD SCHAEDLER Ein liechtensteinischer Arzt als Pionier der Pockenschutzimpfung. Vor kurzem wurde von den leitenden Organen der WHO (Welt- gesundheitsorganisation) die Meinung ausgesprochen, dass es durch weitere organisierte Impfaktionen gelingen werde, die Pocken bis in ihre letzten Verbreitungsgebiete innert der nächsten Jahre völlig aus- zurotten. Ein sicher nicht ungerechtfertigter Optimismus ! Damit wäre dann der Kreis geschlossen. Es begann mit der Entdeckung der Pockenschutzimpfung. Es folgte eine immer intensivere weltweite Impftätigkeit von fast 200 Jahren. Und schliesslich machte sich diese Impfung aufgrund ihres durchschlagenden Erfolges selbst wieder über- flüssig. Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren die Pocken die schlimmste Seuche, von der die Menschheit je heimgesucht wurde. Wenn man bedenkt, dass dieser Krankheit in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts in Frankreich jährlich etwa 30'000, in England 40'000 und in Deutschland gar 60'000 Menschenleben durchschnittlich zum Opfer fielen, so kann man ihre fürchterliche Bedeutung für Mitteleuropa in etwa ermessen. Natürlich gelten diese Zahlen nicht für 'jedes Jahr gleichmässig, die Verteilung war je nach Seuchenzug immer wieder verschieden. Manche durch den Dreissigjährigen Krieg und dessen Fol- gen schon dezimierte Staaten sahen sich vor ernsthafte bevölkerungs- politische Probleme gestellt. Erst mit der Entdeckung der sicheren Schutzwirkung der Kuhpocken- impfung durch den englischen Arzt Eduard Jenner im Jahre 1796 war der Medizin eine voll wirksame Waffe gegen diese Krankheit in die Hand gegeben. Aber nicht nur dies allein. Die Entdeckung der Kuh- pockenimpfung bedeutet viel mehr als einen einfachen Sieg über eine Krankheit. Sie war der erste der grossen Triumphe, welche die vor- beugende Medizin auf dem Gebiet der Immunität davontrug. Doch, wie so oft in der Geschichte epochemachender Neuerungen, 337
	        

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