Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

Anders dachte in dieser Sache der Ausgräber Pfarrer Anton From- melt. Er, der ganz Kritische, schreibt im Jahre 19,42 in seinem grossen Beitrag zum Werke «Helvetia Christiana, Bistum Chur» auf Seite 218 wörtlich: «Bei St. Lorenz in Schaan ist bis jetzt die^einzige alemanni- sche Friedhofanlage im Lande. Christliche Beweiszeichen sind in den bisan durchforschten Gräbern keine festzustellen ;....! » Damals — im Jahre 1942 — waren doch schon 22 Gräber dieser Nekropole bekannt und durchsucht. Wer hat nun recht? Ich glaube, dass man hier Dorothee Renner folgen darf, denn sie hat sich durch ihre jahrelangen Arbeiten an dieser Sache einen (überblick geschaffen, wie sonst kaum jemand. Das Vorkommen von Ausstattungsstücken mit heidnisch-germani- schen Motiven in christlichen Gräbern zeigt jene Vermischung und jenes Nebeneinander von heidnischen und christlichen Symbolen auf, die bezeichnend sind für die eben bekehrten Germanen. Es wird heute allgemein angenommen, dass die figürlich verzierten^Scheiben als Übel abwendende Zaubermittel getragen worden sind und dass sie viel stärker der germanisch-heidnischen Vorstellungswelt verhaftet waren als der christlichen. Vielfach aber ist eine Zuweisung zu'einer bestimm- ten Glaubenssphäre nicht möglich. Das plötzliche Aufhören der Zier- scheibensitte zu Beginn des 8. Jahrhunderts, ganz offensichtlich durch vermehrten kirchlichen Einfluss, spricht dafür, dass sie vorwiegend als heidnische Zaubermittel verwendet wurden. III. Zusammenfassung und Würdigung des Scheibenfundes in Schaan a) Die runden durchbrochenen Zierscheiben waren" ein Zubehör der merowingischen Frauentracht. Sie waren hauptsächlich im fränki- schen, alemannischen und baiuwarischen Bereich verbreitet. Die verhältnismässig wenigen Funde ausserhalb dieser Räume werden durch Handel, Tausch, Heirat und dgl. dorthin gekommen sein. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass diese in einigen Fällen auch im Lande selber hergestellt worden sind, so z. B. in Thüringen, Ober- italien, Südengland, Gotland. Die Anregungen hiezu aber kamen aus den obgenannten Hauptverbreitungsgebieten. 291
	        

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