Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

DIE DURCHBROCHENE ZIERSCHEIBE AUS EINEM ALEMANNISCHEN FRAUENGRAB IN SCHAAN Im Jahre 1934 stiess man in Schaan anlässlich einer Strassenerwei- terung auf einige alemannische Gräber mit Beigaben. Pfarrer Anton Frommelt, der damalige Präsident des Landtages, barg sachgemäss die Grabfunde und hielt in einem präzis abgefassten Fundbericht alles Wissenswerte fest. Der Hauptfund war eine durchbrochene Zierscheibe aus dem 7. Jahrhundert. Wenn heute der Historische Verein und auch das Landesmuseum auf Einladungen, Prospekten u.s.w. eine schöne, aussagekräftige Ab- bildung eines historischen Gegenstandes anbringen wollen, so wird mit Vorliebe auf diese schöne Zierscheibe zurückgegriffen. Auch eine liech- tensteinische Briefmarke trägt das Bild dieser alten Scheibe. Diese Scheibe ist zweifellos ein sehr vielsagender Fund, dessen Bedeutung nicht leicht überschätzt werden kann. Da ausser dem Fundbericht aus dem Jahre 1934 keine eingehende Bearbeitung dieses Grabfundes vor- liegt, will ich im Folgenden versuchen, die Bedeutung dieser Zier- scheibe nach heutigen Erkenntnissen aufzuzeigen. I. Fundort, Fundumständc, Fundbericht Es ist spätestens seit dem Jahre 1910 bekannt, dass sich in Schaan im Bereiche der alten Pfarrkirche St. Laurenzi, von der nur noch der romanische Glockenturm steht, ein grosses alemannisches Gräberfeld befindet. Das Ausmass dieses Reihenfriedhofes kann nur erahnt werden. Einige Gelegenheitsfunde lassen vermuten, dass dieser sich bis in die Gegend des heutigen Hotels Linde erstreckte. Im Jahre 1910 (siehe Fund- bericht im Hist. Jahrbuch 1910, Seite 188 u. folgende) wurden auf klein- stem Platz, es handelte sich dabei um den Stallbau von Caspar Hilti, 10 alemannische Gräber freigelegt. Der Historische Verein wurde da- mals zu spät informiert. Hofrat Wieser, ein bekannter österreichischer Historiker konnte nur noch drei einigermassen intakte Gräber durch- forschen. Es wurden in der Halsgegend weiblicher Skelette Perlen- schnüre gefunden, deren Perlen verschiedenartigste Formen aufwiesen. Die Perlen bestanden teils aus Glas und teils aus Pasta. (Pasta ist eine geschmolzene Mischung aus Tonerde und Glas). Die Beigaben aus Eisen waren zu einem Klumpen zusammengerostet. Auch einige braunrote 269
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.