Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

Die Situation, in der sich Luzia befand, war für viele Liechtensteiner, die in jenen Jahren in Amerika ihr Glück suchten, typisch. Die meisten sprachen kein Wort englisch, und manche von ihnen hatten nicht ein- mal einen Beruf erlernt. Alle aber dachten sie, in Amerika sei das Geld leichter zu verdienen als zu Hause. Aber so einfach, wie sich die mei- sten das vorgestellt hatten, war es nicht. Ohne Sprachkenntnisse und ohne eigentlichen Beruf blieb ihnen zu Anfang nichts anderes übrig, als schlecht bezahlte Hilfsarbeit anzunehmen. Sie taten es in der festen Hoffnung, in einigen Jahren, wenn sie sich erst einmal akklimatisiert hätten, eine besser bezahlte Stelle zu finden. Die Hoffnung zerschlug sich für viele: Während der «Great Depression» gab es nicht einmal für die Amerikaner genügend Arbeit. Was wollten sie aber tun, die Einwanderer, die vor drei, vier, fünf oder mehr Jahren ins Land gekommen waren, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen? Die meisten von ihnen hatten mit nichts ange- fangen. Bei ihrer Einreise mussten sie eine Barschaft von 40, später nur noch 25 Dollars vorweisen. Für Unterkunft und Verpflegung mussten sie wöchentlich 10 Dollars ausgeben, und wenn einer in der gleichen Zeit 15 Dollars verdiente, konnte er sich glücklich schätzen. Ihre Hoffnung, dass sie in Amerika bessere Verhältnisse als in Liechtenstein antreffen würden, mussten sie also bald begraben. Viele von ihnen spielten immer wieder mit dem Gedanken, zurück in die alte Heimat zu reisen. Nur wenigen gelang es, diesen Plan zu realisieren, die meisten blieben, «weil man doch für die Reise soviel bezahlt hatte und deshalb nicht gleich wieder zurückfahren konnte, nur weil es einem nicht gefiel».215 215 Interview mit Philip und Luzia Hohenegger-Batliner, Hammond/Ind., sowie mit Egon und Josephine Batliner-Hemmerle, Hammond/Ind. Liechtensteiner auf dem Bahnhof von HammondI Indiana. Hintere Reihe von links nach rechts: Egon Batliner, Marie Meier, Louis Meier, Ferdinand Marock, Paul Real, Albert Ritter, Damian Matt, Agnes Matt, Emil Hoop, Louis Fehr, Emil Batliner, Paul Kaufmann. Vordere Reihe von links nach rechts: Alwin Schreiber, Alfred Hasler, Andreas Schrei- ber, Lukas Matt, Engelbert Meier, Johann Bühler, Hermann Fehr, Arnold Batliner. Das Bild entstand anlässlich der Rückreise von Andreas Schreiber und Lukas Matt nach Liechtenstein. 136
	        

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