Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1975) (75)

Monat erreichte dieser ganze Convoy Mantua, welche Stadt für den Tross als Hauptquartier ausersehen war. Man benötigte also für die Strecke von 830 km einen Monat, was eine durchschnittliche Tages- leistung von rund 26 km ergibt. Die Galawagen hatte man, wie gesagt, zerlegt, doch was man nicht zerlegen konnte, waren die Wagenkästen, die Coupees, weil diese geleimt waren. So konnte man die Transport- wagen nicht so klein halten, wie man es gerne getan hätte. Da man wegen der miserablen Strassen auch nicht kleine Räder verwenden konnte, erreichten einige der Lastwagen Ausmasse, die auf der Reise noch viel Kummer machen sollten. Zur Organisation dieser Reise hatte die Kaiserin den Oberst Post- offizier vorausgeschickt, der veranlassen musste, dass die Strassen her- gerichtet wurden, der sich um die Tragfähigkeit der Brücken kümmern musste und der auch vorzusorgen hatte, dass genügend Postpferde zum Wechseln bereitstanden. Dem Transport der Galakutschen fuhr eine Kalesche mit Arbeitern eine Tagesreise voraus, um die Stadttore und die Stadtdurchfahrten auszumessen und die, wenn diese zu eng waren, gleich an die Arbeit gingen, um dem abzuhelfen. Der Zug wurde be- gleitet von Männern mit langen Stangen, welche die Wagen seitlich abzustützen hatten, damit sie nicht umkippten. Am ersten Tag kam man nur bis Wiener Neudorf, rund 15 Kilo- meter südlich von Wien, es ergaben sich schon Komplikationen mit den Wagenrädern, die für die grossen Lasten zu schwach waren. Die zweite Übernachtung ging in Wiener Neustadt vor sich. In Neunkirchen zeigte es sich, dass alle drei Stadttore für die Durchfahrt zu niedrig waren. Man musste die Stadttore unten ausgraben um durchzukommen, einen Schwibbogen abbrechen, 14 Handlanger und 3 Maurer waren an der Arbeit, und das wiederholte sich immer und immer wieder. In Schottwien musste das obere Tor ausgegraben werden, und als man auf dem Semmeringpass ankam, der Grenze zur Steiermark, zeigte sich, dass die Wagen durch das dort befindliche Wachthaus überhaupt nicht durchzubringen waren. Man musste um das Gebäude herum einen Prügelweg bauen, um weiter zu kommen. Sechs weitere Männer wur- den oben auf dem Pass aufgenommen, welche bei der Talfahrt die Wagen abstützen mussten, damit sie nicht umstürzten. Inzwischen waren in Mürzzuschlag 18 Mann und 4 Maurer tätig, um alle drei Stadttore bis auf einen Meter tief auszugraben, und das setzte sich von XLIII
	        

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