Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1975) (75)

Die gegensätzliche Beurteilung Schupplers setzt sich in der Ge- schichtsschreibung fort. Landesverweser In der Maur betont im Gegen- satz zu Peter Kaiser einseitig die Verdienste des Landvogts und stellt dessen Reformmassnahmen in ein besonders helles Licht, indem er die alten Verhältnisse möglichst dunkel zeichnet. So spricht er für die Zeit vor 1808 von «anarchischen Zuständen»52 und einer «verrotteten Land- ammannsinstitution».53 Wenn er dann das Steuergesetz von 1807, das nie vollständig durchführbar war, als «sehr praktisch»54 und die Land- ammannverfassung als «sehr kostspielig»55bezeichnet, wird die Tendenz seiner Darstellung überaus deutlich. Immerhin muss In der Maur ge- genüber Peter Kaiser die von Schuppler bewirkte Erhöhung verschiede- ner Abgaben und «Erschliessung neuer staatlicher Einnahmquellen» durch die «gesteigerten Staatsbedürfnisse» rechtfertigen!56 In der Einleitung zum teilweisen Abdruck der Landesbeschreibung im «Liechtensteiner Volkswirt», Jahrgang 1927, wird Schupplers Tätig- keit sicher ungerecht und einseitig beurteilt, wenn da in Anlehnung an die Schweizer Befreiungstradition von einer «Schmach, die fremde Vögte unserem Lande antaten», gesprochen wird.57 Heute kommt man zu einer ausgewogeneren und gerechteren Beur- teilung der Persönlichkeit Schupplers und seiner Amtstätigkeit. Seine grossen Verdienste werden erkannt, die er sich durch seine Bestre- bungen, eine Agrarreform durchzuführen, Handel und Gewerbe zu för- dern, das Gesundheits-, Schul- und Kreditwesen zu verbessern, erwor- ben hat.58 In all diesen Bemühungen ist auch die Beharrlichkeit, der Diensteifer und Fleiss des Landvogts positiv zu werten. Bewundernswert ist auch die Geistesgegenwart und Ruhe, die Schuppler bewahrte, als im Jahre 1809 das Volk seine Unzufriedenheit mit den eingeführten Neue- 52 In der Maur, S. 177. 53 In der Maur, S. 191, Anm. 2. 54 In der Maur, S. 175. 55 In der Maur, S. 176. 56 In der Maur, S. 191 f., Anm. 3. 57 Liechtensteiner Volkswirt, 1. Jahrgang, Nr. 1, 16. April 1927. 58 Malin, S. 48. 211
	        

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