Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1974) (74)

gerrecht, ein Jahr später machten ihn Landtag und Fürst auch zum Ehrenstaatsbürger.35 Dass die Bevölkerung in ihrer Einstellung zu Ausländern auch oft geteilt war, zeigt das Beispiel des als Entwässerungstechniker beschäf- tigten Josef Gross. Dieser war 1848 vor Drohungen und schweren Ver- unglimpfungen samt seiner Familie ins Werdenbergische geflohen: dort suchte ihn alsbald eine Abordnung von Schaaner Bürgern auf und bat ihn, zurückzukehren und die Entwässerung fortzuführen.3" In Krisenzeiten werden die Beziehungen zwischen Menschen be- sonders belastet und das Wesen solcher Beziehungen tritt deutlicher zutage. Die Zwischenkriegszeit war eine solche Krisenzeit, in der sich die Einstellung der Liechtensteiner zu den Ausländern (1930: 17%) zeigen mochte. Der Verfasser hat zu diesem Zwecke die Landeszeitungen untersucht. Es zeigt sich einmal, dass die Ausländer in Jahren der Ar- beitslosigkeit, das heisst anfangs der Zwanzigerjahre und in den Dreis- sigerjahren als Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt empfunden wurden. 1922 heisst es etwa in einer Einsendung: « . . Energisch ist zu verlangen, dass als Knechte und Mägde oder sonst als Arbeiter in erster Linie In- länder oder doch hierlands Ansässige zu verwenden sind».37 1924 wird dringlich ein «Gesetz zum Schutze des Arbeitsmarktes gegen die Kon- kurrenz der Ausländer» gefordert,38 und ein anderer Einsender fügt dem an: «Der karge Verdienst, der bei uns herrscht, soll in Zukunft nicht mehr von Ausländern, die vermöge der schlechten Valuta ihrer Heimat hier billig arbeiten können, den liechtensteinischen Arbeitern wegge- nommen werden.»39 Scharf wurde bemängelt, dass die Mehrheit der Angestellten bei der neuen «Bank in Liechtenstein» Ausländer waren.40 Mit der kurzen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre verstummten solche Stimmen. Die Regierung 35 Albert Schädler, Karl Freiherr Haus von Hausen (1823- 1889), Vaduz JBL 
1906, S. 15 f. 36 Geiger, S. 77 f. 37 Oberrheinische Nachrichten, 14. Jan. 1922, Nr. 4 S. 1. 38 Ebenda, Jan. 1924, Nr. 4, S. 1; ähnlich ebenda, 23. Jan. 1924, Nr. 7, S. 2. 39 Ebenda, 26. Jan. 1924, Nr. 8, S. 2. 40 1924 waren neben 7 Ausländern nur 5 Liechtensteiner (davon 3 ganz unter- geordnet) angestellt; ebenda, 16. Jan. 1924, Nr. 5, S. 1. 43
	        

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