Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1974) (74)

Clessin der Maler des Benderer Fastentuches ist. Es wäre somit das ein- zige bis heute bekannte und signierte Werk des bisher wenig beachteten Feldkircher Meisters. DER HEUTIGE ZUSTAND DES FASTENTUCHES Jahrhundertelanger Gebrauch, Feuchtigkeit und unsachgemässe Behandlung haben die Malereien stark beschädigt. Durch eine, viel- leicht auch mehrere ungeschickte Übermalungen haben sie uner- wünschte Änderungen erfahren. Vor allem wurden ursprünglich rote Flächen der Gewänder, die vermutlich zu einem rotbraun nachgedun- kelt waren, recht schematisch und ohne Differenzierung neu aufge- tragen. So wurden auch, ohne jede Einfühlung, schadhafte Stellen der Farbtöne grün, blau und hellbraun erneuert. Undeutliche Konturen wurden mit kräftigen Strichen nachgezogen, die dem malerischen Auf- bau der Bilder nicht Rechnung tragen und hart wirken. Mit einer kräftigen braunschwarzen Farbe wurde bei mancher Darstellung ohne Rücksicht auf den ursprünglichen Bildaufbau der Hintergrund nach- gedunkelt, um eine Kontrastwirkung zu erzielen. Gesichter wurden entstellt, und der Faltenwurf der Kleider wurde zum Teil durch Über- deckung ausgelöscht oder doch wesentlich gestört. Vermutlich war das Tuch zum Zeitpunkt der Überholung schon so schadhaft, dass in manchen Feldern die Konzeption des Malers nicht mehr ganz erkennbar war. Daraus und aus einem fachlichen Unver- mögen sind die willkürlichen, oft entstellenden und den koloristischen Gesamteindruck störenden Eingriffe in die malerische Struktur der Bilder zu erklären. Ohne Zweifel haben dem Maler des Benderer Fastentuches Holz- schnitte und andere Gemälde als Vorbilder gedient. Seine manieristi- schen Darstellungen bewegen sich durchaus im Rahmen des damals Üblichen. Die verwendeten Trachten sind die dem Zeitgeschmack ent- sprechenden alttestamentlichen Gewandungen, während die Architek- turstaffage sich an Vorbilder der Renaissance anlehnt. Bewaffnung und Rüstungen entsprechen dem Stand des 16. Jahrhunderts. Die Darstel- lung des Leidens Christi erinnert an die im Mittelalter und bis in die neueste Zeit beliebten Passionsspiele. Die künstlerischen Fähigkeiten des Malers reichen nicht immer aus, um die formalen Probleme, die sich 151
	        

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