Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1974) (74)

aus Bregenz, hängt derzeit als Leihgabe in der St. Gebhardskirche in Bregenz-Schendlingen. Die beiden anderen, wovon eines aus Lustenau, 1686, und eines aus Schnepfau, um 1740, befinden sich in Verwahrung im Museum selbst.13 Das älteste in der Literatur genannte Hungertuch ist das in der Radbert-Chronik erwähnte velum Optimum des St. Galler Abtes Hart- modus (t895), das ihm von seiner Schwester Richlin geschenkt wurde.14 Aus der Schweiz sind eine ganze Anzahl noch vorhandener Fasten- tücher bekannt. Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich bewahrt vier Fastentücher auf, das älteste davon stammt aus Ems. Das Rätische Museum in Chur besitzt zwei Fastentücher, die beide aus Brigels, Bünd- ner Oberland, stammen.15 Steinen, Kt. Schwyz, besitzt ein sehr gut er- haltenes Fastentuch, das sich im historischen Museum in Schwyz be- findet. Ein ähnliches Tuch aus der Kirche in Kerns wird im historischen Museum in Samen aufbewahrt. Silenen besitzt ein Fastentuch, und das- jenige von Unterschächen befindet sich im historischen Museum zu Altdorf. Dort werden auch die Fragmente des ältesten Fastentuches der Schweiz aufbewahrt, das aus Erstfeld stammt.16 Die grösste Verbreitung scheint der Brauch, mit dem Fastentuch den Altar zu verhüllen, im 14. und 15. Jahrhundert gehabt zu haben. Zur Reformationszeit ist seine Blüte vorbei. Die Bilderfeindlichkeit, die Ver- werfung der Transsubstantiation und der Realpräsenz Christi unter der Gestalt des Brotes lassen das Fastentuch für die neue Lehre sinnlos er- scheinen. Luther lehnt das Fastentuch ausdrücklich ab und bezeichnet es als «Gaukelwerk».17 So verschwindet das Fastentuch in protestantischen Kreisen im 16. Jahrhundert mehr und mehr. In Frankreich macht die Aufklärung sei- ner Verwendung bis auf wenige Ausnahmen ein Ende. Die Spätformen 13 Freundliche Mitteilung von Dr. E. Heinzle, Bregenz, 14 So bei Buholzer, a.a.O., S. 379; Emminghaus, a.a.O., S. 24; Schneider, a. a. O., S. 1 und Schober, a. a. O., S. 130. Emminghaus deutet dieses in der Literatur oft als erstes Fastentuch genannte Velum als eine Kreuzeshülle. 15 Fritz Jecklin, Jahresbericht der Historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, Jahrgang 1906, Chur 1907, XXXIII v. u. S. XXXIV. 16 Buholzer, a. a. O., S. 279 - 380. 17 Martin Luther, Deutsche Schriften, Jenaer Ausgabe, III. Band, 1565, zit. nach Emminghaus. 145
	        

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