Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

«Maretsch bei Bozen, Moretsch bei Naturns, Maratsch bei Algund, Maritsch bei Gufidaun gehen wohl eher auf ital. marazzo, Morast oder muraccio, Maritsch auf muricio zurück». Eugen Nipp stellt in seiner Dissertation über «Die romanischen Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, 1911» Marit- schen zu romanisch murütsch (= Keller). Aber ganz wohl ist ihm nicht dabei, denn er fügt den Satz: «Oder sollte etwa ein vorrömi- sches mar vorhanden sein?» an. Die heutigen Sprachgelehrten, vor allem auch die in Südtirol, legen dem Worte Maritschen die Bedeutung von Gemäuer bei. Diese Erklä- rung passt nun aber ganz und gar nicht auf unsere Bretscha-Fluren, die früher alle in moorigen und morastigen Gebieten lagen, wo es sicher keine Mauern gab. War Dr. Steub mit seinem Marazzo (= Morast) doch auf der rechten Fährte? Sachlich würde das mit unseren Gegeben- heiten übereinstimmen. Wäre es möglich, dass zwischen Maritschen (Woritschen) und unserem heutigen Morast eine Ur-Verwandtschaft bestünde, indem beide Bezeichnungen auf eine gemeinsame Wurzel zurückgeführt werden könnten? Diese Fragen beschäftigen mich seit langem. Heute kann ich sie positiv beantworten. Steub war auf dem rechten Weg mit seinem Hin- weis auf ital. marazzo, das mit franz. m a r a i s und deutsch Moor, Morast zusammen zu untersuchen ist. Bedeutungsmässig ist unser Maretscha von obigen Bezeichnungen nicht zu trennen. Da deutsch Moor^ althochd. muor, <̂ urgermanisch *Mora zu vor- germanisch * Maro gestellt wird, darf man wohl auch unsere vielen Maretscha auf ehemals rätischem Boden dem gleichen Stamm zu- ordnen. Die Ableitung *Maricius, -icio, adj. zu "Maro «Meer, See, Lache, Sumpf» bedeutet also «sumpfig». Damit hat endlich einer unserer originellsten Flurnamen eine über- zeugende Erklärung erhalten. Bei dieser Gelegenheit habe ich Herrn Dr. Andrea Schorta, dem Verfasser des Standardwerkes «Das Rätische Namenbuch» für wert- volle Hinweise zu danken. Zeichenerklärung : * nicht belegte, angenommene Form <C entstanden aus 254
	        

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