Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

Aus der Hexenzeit DIE BRAUT ALS HEXE 14 In Triesenberg hatte ein Bursche Bekanntschaft mit einem Mädchen gemacht, und er ging zu ihr zur Stuberti. Da sagte sie einmal zu ihm: «Am Mittwoch und Freitag sollst du nicht zu mir kommen.» Einmal aber kam er doch an einem Freitag heimlich und wollte im stillen zuschauen, was sie mache. Sie war gerade daran, etwas zu rüh- ren, und murmelte: «Zum Kamin hinaus und nirgends an!» Sogleich flog sie zum Kamin hinaus. Der Bursche ging zum Kübel, rührte auch, sagte aber: «Zum Kamin hinaus und überall an !» Sofort schlug es ihn in den Kamin und überall an, und er kam auf eine Wiese, wo Hexen beisammen waren und tanzten. Er erkannte die Braut und ihre Mutter, und diese berieten: Was wollen wir mit ihm machen? Sie verwandelten ihn in ein Pferd und verkauften ihn einem Bauern. Am ersten Tage bekam er Hafer, am zweiten aber Heu, das er na- türlich nicht brauchen konnte. Einmal liess ihn der Bauer aus, und er lief zum Hause der beiden Hexen und schaute zum Fenster hinein. Das Mädchen erbarmte sich und fragte die Mutter, ob ihm nicht zu helfen wäre. Diese sagte: «Wenn er an Fronleichnam einer Jungfrau den Strauss, den sie an der Schürze trägt, herunterreisst, so kann er wieder in einen Menschen zurückverwandelt werden.» Er ging wieder in den Stall und betete, dass ihn der Bauer zu Fron- leichnam auslasse, und es geschah auch. Da sah er im Zuge ein Mäd- chen, von dem er wusste, dass es eine Jungfrau war, und er zog ihm den Strauss von der Schürze. Schon stand er als Mensch da, aber nackt, und die Himmelträger warfen ihre Mäntel über ihn. Nun zeigte er die beiden Hexen an. Sie mussten gestehen und wur- den hingerichtet. 240
	        

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