Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

einzugreifen, er nur ein Korps bei Büsingen oder den Strom abwärts über den Rhein senden wolle, um «dem Feind dadurch Besorgnis für seinen Rücken zu geben.»14 Hüffer bemerkt hierzu: so «fiel die ganze Schwere des Unternehmens den durch die Niederlage (Korsakow) und unmässige Anstrengungen (Suworow) erschöpften Russen zu. Und man muss in der Tat fragen: konnten diese unentschiedenen, halben Mass- nahmen zum Siege führen ?»15 Solche Vorschläge mussten für den Marschall unannehmbar sein. Aber noch ehe sie bei ihm eintrafen, hatte er aus dem Briefwechsel und den Äusserungen hoher österreichischer Offiziere entnommen, dass seine Vorschläge keine Zustimmung finden würden. Der Widerspruch des Erzherzogs reizte ihn, weil er seine eigenen Gedankengänge für die richtigen hielt, und nicht zuletzt fühlte er sich durch die schroffe Ab- lehnung seitens des wesentlich Jüngeren und weniger Erfahrenen in seinem Ehrgefühl verletzt. Die Folge war, dass bei Suworow und seinen Offizieren der Zorn sowohl gegen die Wiener Regierung als auch gegen den Erzherzog aufflammte. In der Tat sollten die empörten Berichte Suworows und Korsakows mit dazu beitragen, beim Zaren den Ent- schluss reifen zu lassen, sich von der Koalition loszusagen, was dann auch geschah und alsbald deren Ende herbeiführen sollte. Suworow berief am 13. Oktober in Feldkirch einen neuen Kriegsrat und traf die Entscheidung, die dem Zaren mitgeteilt wurde: das russi- sche Heer verlässt das östereichische Gebiet und begibt sich zunächst auf das Territorium der Reichsstadt Lindau, um von hier aus in passen- de Winterquartiere zu gehen. Trotz heftiger Gegenvorstellungen von Seiten des Erzherzogs und des Feldmarschalleutnants Petrasch verliess die russische Armee in der Frühe des 15. Oktober Feldkirch und traf am 16. in Lindau am Bodensee ein, um von dort aus am 30. Oktober nach Augsburg weiter zu marschieren. Ende November brach Suworow mit seiner Truppe auch von dort auf, um über Prag auf Befehl Pauls I. nach Russland zurückzukehren. Der siebzigjährige Marschall kehrte heim, aber an Stelle der angekündigten Ehrungen traf ihn die Ungnade des durch Neider umgestimmten Zaren. Ein halbes Jahr nach seinem Abmarsch vom Bodensee starb er, innerlich gebrochen, am 18. Mai 1800. 14 Hüffer, S. 103. 15 Hüffer, S. 103. 212
	        

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