Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

terscheidung zwischen «in- und ausländischen Fremden» allein von der Begriffsbildung her ein Bild über die besondere Stellung der Ge- meinden in Liechtenstein gibt, führte sie dazu, dass Liechtensteiner aus einer anderen Gemeinde zweimal gezählt wurden, nämlich an ihrem Wohnort als «inländische Fremde» und an ihrem Heimatort als «Ein- heimische». Die Statistik wurde so für heutige Begriffe schwer lesbar.36 Ausserdem brachte die Bestimmung, dass auch die «abwesenden Ein- heimischen» aufgenommen werden müssten, zusätzliche Unsicherheit in die Statistik. Denn die Frage zu beantworten, ob jemand nur vor- übergehend landesabwesend sei oder ganz ausbleiben werde, war dem freien Ermessen, anheimgestellt. Es sollten nur vorübergehend Landes- abwesende in die Statistik aufgenommen werden. Eine eigentliche Sta- tistik über die Auswanderung mit Vermögensabzug und die Einwan- derung wurde nicht geführt.37 — Zusammenfassend kann gesagt wer- den, dass bei den Volkszählungen bis 1861 nur die gesamte an- und abwesende Bevölkerung, die Ausländer eingeschlossen, ermittelt wurde. Seit 1861 ist es möglich, sowohl die im Lande anwesende Bevölkerung, als auch die gesamte an- und abwesende Bevölkerung zu eruieren. Da- bei ist zu beachten, dass unter der Rubrik «Fremde» sowohl Ausländer als auch Liechtensteiner aus anderen Gemeinden erfasst sind. Will man also die Zahlen von 1861 bis 1921 mit denen vor 1861 vergleichen, muss mit der Grösse der an- und abwesenden Bevölkerung operiert werden. Zu Vergleichszwecken mit den nach eidgenössischem Muster vorgenom- menen Zählungen seit 1930 können nur die Volkszählungen seit 1861 herbeigezogen werden, wobei die Grösse der anwesenden Bevölkerung Bevölkerung zu verwenden ist. Vor allem muss darauf hingewiesen wer- den, dass in den älteren statistischen Angaben eine relativ hohe Un- sicherheit liegt, die sich bei den kleinen Zahlen, bei Prozentangaben und anderen Verhältniswerten besonders stark verfälschend auswirkt. Bevölkerungsgrösse38 Um 1600 lebten in der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schel- lenberg etwa 3 800 Menschen.39 1 748 war deren Zahl auf ca. 4400 an- gestiegen, eine Zunahme von rund 16 %>. Da das 17. Jahrhundert auch in Liechtenstein mit seinen Kriegswirren, Pestepidemien, dem Hexenwahn und der herrschaftlichen Misswirtschaft zu den traurigsten 36 Dies hat auch dazu geführt, dass das statistische Amt für das Fürstentum Liechtenstein in einigen seiner Bevölkerungstabellen falsche Endergebnisse liefert. Betr. einzelne Tabellen, siehe Anmerkungen im Anhang Nr. 9, S. 25 — 31. 37 Dies geht aus dem vorhandenen Aktenmaterial hervor; es sind lediglich wenige Angaben über Ein- und Auswanderungen in bestimmten Zeiträu- men vorhanden 38 Vgl. Tabellen im Anhang Nr. 9, 10, 11. 39 Vgl. Anhang Nr. 9, Anmerkung 1), S. 26 f. 47
	        

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