Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

gung zusammenzuschliessen, wieder stärker geworden. Die «Union der Textilarbeiter Österreichs, Sekretariat Vorarlberg» wollte Betriebsver- sammlungen im Fürstentum abhalten mit dem Ziel, auch die Liechten- steiner Arbeiter in einer eigenen Gewerkschaft zusammenzuführen.197 Unter Hinweis auf die Souveränität Liechtensteins und aus «Gründen der öffentlichen Ordnung» verweigerte die Regierung den Vorarlber- ger Gewerkschaftskreisen die Abhaltung von Versammlungen in Liech- tenstein.198 In der Folge setzte sich die sozialistische Presse Vorarlbergs für die Textilarbeiter in Liechtenstein ein und legte gewisse Mißstände in liechtensteinischen Fabriken offen dar.199 Wenn auch das Hauptziel der Vorarlberger Sozialisten, die Bildung einer Gewerkschaft der liech- tensteinischen Arbeiter, nie in Erfüllung ging, so erreichten sie wenig- stens gewisse Verbesserungen in den Fabriken des Landes.200 Gewerbeinspektorat Positiv wirkte sich die Einführung der Gewerbeinspektion auf die Verhältnisse in den liechtensteinischen Fabriken und Betrieben aus. Das in Österreich seit 1883 eingeführte Gewerbeinspektorat wurde 1885 mit Einwilligung des k. k. Handelsministeriums auch auf das Fürsten- tum Liechtenstein ausgedehnt.201 Fabriken und Gewerbebetriebe wur- den seither in regelmässigen Abständen vom k. k. Gewerbeinspektor besichtigt. Er kontrollierte Fabrikordnungen, Kranken- und Unfallver- sicherungen der Betriebe auf ihre Gesetzmässigkeit und überprüfte ihren Geschäftsgang. Bauten und Maschinenanlagen mussten bestmö- 197 LRA SF Jenny Triesen. 1914/Nr. 804. 16. März u. 13. Juli 1914. Union der Textilarbeiter Österreichs, Sekretariat Vorarlberg an Reg. — Geplant waren Versammlungen in Schaan und Triesen, an denen ein gewisser Jean Schnurrenberger aus Dornbirn zum Thema: «Der Kampf der Textilarbei- ter um ihre Existenz, unter besonderer Berücksichtigung des Vorgehens gewisser Webermeister gegenüber der Arbeiterschaft in verschiedenen Betrieben» hätte sprechen sollen. 198 LRA SF Jenny Triesen. 1914/ad Nr. 804. 22. März u. 16. Juli 1914. Reg. an Union der Textilarbeiter Österreichs, Sekretariat Vorarlberg. 199 LRA SF Rosenthal. 1916/Nr. 204: «Vorarlberger Wacht. Organ für das arbeitende Volk in Vorarlberg.» 7. Jg., Nr. 1. 6. Jan. 1916. 200 a. a. O. 7. Jg. Nr. 4, 27. Jan. 1916. - Die «Wacht» meldet, dass die mecha- nische Weberei Vaduz aufgrund des letzten Zeitungsartikels nun eine tägliche Arbeitsentschädigung von 1.20 Kronen bezahle. Die alte Ent- schädigung hatte nur 35 Heller für eineinhalb Tage betragen. 201 LRA 1886/Nr. 2. 29. Dez. 1885. Einwilligung des k. k. Handelsministeriums. - Die in Liechtenstein tätigen Gewerbeinspektoren waren nacheinander: Joseph von Rosthorn, Gewerbeinspektor für Tirol und Vorarlberg, Bozen, (bis 1. Juli 1886). Ernst Rziha, Gewerbeinspektor für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck. (1. Juli 1886 — 1904). Hubert Stipperger, Gewerbeinspektor für Vorarlberg, Bregenz. (1905 — 1909). Ing. Franz Eberl, Gewerbeinspektor für Vorarlberg, Bregenz. (ab 1910). (LRA 1885/Nr. 1274. 1886/Nr. 1884. 1905/ ad Nr. 98. 1912/Nr. 1766). 288
	        

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