Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

Vaduz ausserdem noch 15 Wohnungen gemietet.184 Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges baute die Firma weitere 11 Arbeiterwohn- häuser.183 Ausser Wohnungen wurden den Fabrikarbeitern noch andere «Sozial- einrichtungen» geboten, die aber ihre Bezeichnung nicht immer ver- dienten. Ab 1911 wurde im Mühleholz und ab 1912 in Triesen eine Kostgeberei für Fabrikarbeiter geführt.186 — Die Mechanische Weberei in Vaduz kaufte eine Zeit lang Lebensmittel im Grossen ein, um diese gegen angeblich bescheidenen Spesenaufschlag an ihre Arbeiter weiter zu verkaufen.187 In Wirklichkeit lagen die Lebensmittelpreise kaum unter denen der lokalen Handlungen. Die Firma wurde sogar ver- dächtigt, die Arbeiterfamilien durch Lebensmittelschulden an ihren Betrieb zu ketten.188 Eine andere, in ihrer Anlage etwas zweifelhafte Sozialeinrichtung schuf die Firma Jenny-Spörry & Cie. im Jahre 1900 zusammen mit der Gemeinde Vaduz. Ins Bürgerheim der Gemeinde wurden schulentlas- sene, «gesunde und arbeitsfähige Armen- und Waisenkinder» des Lan- des, aber nur Mädchen, aufgenommen. Diese Mädchen arbeiteten in der Spinnerei Vaduz, die ihnen dafür die Unterkunft im Bürgerheim bezahlte. Was die Mädchen über das Kostgeld hinaus erarbeiteten, legte man ihnen als Spargeld an.189 1911 baute die Firma eines ihrer Arbei- terhäuser in ein Mädchenheim um.190 Zur Leitung des Heimes wurden mit Einverständnis des bischöflichen Ordinariates Chur, Klosterschwe- stern von Menzingen zugezogen.191 Das Heim war für in- und auslän- dische Mädchen ab 15 Jahren gedacht. Die Mädchen arbeiteten in der Fabrik gegen einen Taglohn von 1.50 bis 2 Kronen unter gleichen Be- dingungen wie die Arbeiter. In der Freizeit waren sie zur Mitarbeit im Heim und zum Besuch der Haushaltungs- und Fortbildungsschule ver- pflichtet. Der Lohn musste abgegeben werden. Was nach Abzug des Kost- und Logisgeldes übrigblieb, wurde den Eltern der Mädchen über- 184 LRA 1891/Nr. 44. Gewerbeinspektion vom 9. Juni und 24. Sept. 1890. 185 LRA SF Spörry Vaduz. 1900/Nr. 1043, 1317 u. 2301. 1902 Nr. 439 u. 959. 1903/Nr. 504. 1904/Nr. 1685 u. 1686. 1907/Nr. 1904. 1910/Nr. 1210. Bau- bewilligung. 186 LRA Gewerbesteuerkataster 1910 - 1918. LRA 1911/Nr. 1922. 14. Sept. 1911. Bewilligung der Regierung. 187 LRA 1870/Nr. 567. 25. Juni 1870. Mechanische Weberei an Reg. 188 LRA 1870/ad Nr. 567. 30. Juni 1870. Gemeindevorstehung Schaan an Reg. 189 LRA SF Spörry. 1900/Nr. 892. Jan. 1900. Gedrucktes Zirkular. - Der Tag- lohn bewegte sich zwischen 1.40 und 1.10 Kronen. Die Aufsicht im Bür- gerheim besorgten barmherzige Schwestern aus Zams (Tirol). 190 LRA SF Spörry Vaduz 1911/Nr. 2541. 4. Dez. 1911. Baubewilligung. 191 LRA SF Spörry Vaduz. 1911/Nr. 3038. 27. Dez. 1911. Fa. Jenny-Spörry an Reg. 286
	        

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