Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

von der Regierung die Bewilligung, in Triesen eine Baumwollweberei zu errichten.63 Die beiden Unternehmer waren nicht vom Glück be- günstigt. Am 8. August 1866 brannte ein grosser Teil des Fabrikge- bäudes nieder, Maschinen und Vorräte wurden vernichtet.64 Die Firma- inhaber versuchten zwar, ihre Weberei wieder aufzubauen, mussten aber im August 1868 endgültig aufgeben.65 Sie wurden der Brandlegung und des Betruges angeklagt.66 Damit war das Schicksal der Firma «Kirchthaler und Dürst, mechanische Baumwollweberei in Triesen» besiegelt. Die Fabrik kam 1869 anlässlich einer Versteigerung in den Besitz der Glarner Textilfirma «Enderlin und Jenny».61 Nachdem die bekannte Glarner Textilfirma die Weberei in Triesen übernommen hatte, begann sofort eine rege Bautätigkeit. Schon un- mittelbar nach der Übernahme wurde der Fabriksbetrieb viel lebhafter und nahm, ohne dass die Maschinenzahl vergrössert worden wäre, nahezu den doppelten Umfang von früher an.68 1870 bemühte sich die Firma mit Erfolg, die Wasserkraft für ihre Fabrik in Triesen zu erwei- tern.69 Ein neuer Wassersammler wurde gebaut, so dass nun die Grund- lage für eine beträchtliche Betriebsvergrösserung gegeben war. 1871 begann man mit dem Bau eines neuen zweistöckigen Webereigebäudes und eines Kesselhauses samt Gaseinrichtung.70 Nach der Vollendung dieser Bauten beschäftigte die Fabrik in Triesen etwa 125 Arbeiter an insgesamt 220 Maschinenwebstühlen. Die jährlich ausbezahlte Lohn- summe bewegte sich zwischen 60 — 65 000 Franken. Das Baumwoll- garn wurde ausschliesslich aus der Schweiz, zum grössten Teil vom eigenen Mutterbetrieb, der Spinnerei in Ziegelbrücke, bezogen. Die Fabrik hatte 1873 2 400 Zentner Garn verarbeitet. Die Produkte wurden innerhalb des österreichischen Zollgebietes abgesetzt.71 Der Fabrik- betrieb in Triesen erlebte einen raschen Aufschwung. 1876 besass die Firma bereits neben dem Fabrikgebäude noch eine Färberei, ein Haus, ein grosses Arbeiterwohnhaus, zwei Ställe und ca. 20'000 Kl. Boden in 63 LRA 1863/Nr. 300. 13. April 1863. Baubewilligung. «Liechtensteiner Landes- 'zeitung». 1. Jg., Nr. 3. 16. Mai 1863. 64 «Liechtensteiner Landeszeitung», 4. Jg. Nr. 23. 15. Sept. 1866. 65 LRA 1868/Nr. 1015. 16. Dez. 1868. Franz Anton Kirchthaler an RA. 66 LRA 1869/Nr. 72. 22. Jan. 1869. RA an HKW. 67 LRA 1869/Nr. 398, 26. April 1869. Spinnerei Ziegelbrücke (GL) Enderlin- Jenny an RA. — Betr. Fa. Enderlin-Jenny, vgl. Adolf Jenny-Trümpy, Han- del und Industrie des Kantons Glarus. Glarus 1900, S. 242-245. 68 LRA 1869/Nr. 561. 29. Juni 1869. Gewerbesteuerkommission an RA. 69 LRA 1870/Nr. 342, 778, 797, 937. - 1886 und 1893 wurden weitere Wasser- kräfte für den Fabrikbetrieb in Triesen erworben und gefasst. (LRA 1886/ Nr. 1389. 1893/Nr. 188 u. 214). 70 LRA 1871/Nr. 661. 10. Aug. 1871. LRA 1871/Nr. 963. 28. Okt. 1871. 71 LRA 1874/Nr. 64. o. D. Weberei Triesen an RA. 271
	        

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