Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

Schon während der ersten Jahrhunderthälfte hatte sich die Obrigkeit wiederholt vergeblich bemüht, die Spinnerei und Weberei als Gewerbe im Lande einzuführen.175 Spinnen und Weben blieben auf den Haus- gebrauch beschränkt. Flachs, Hanf und Schafwolle wurden in vielen Haushaltungen für den eigenen Bedarf verarbeitet.176 Seit den 50-er Jahren begannen immer wieder Einzelne, Textilgewerbe zu betreiben. Es blieb aber bei mehr oder weniger lang andauernden Versuchen. 1854 befasste sich ein Vorarlberger mit der Errichtung einer «hand- werksmässigen» Baumwollweberei, zog aber unverrichteter Dinge «wegen Verdienstlosigkeit» wieder weg.177 1855 errichtete Jakob Qua- derer in Vaduz eine Wollkarterei und eine kleine Baumwollspinnerei.178 Von 1866 bis anfangs der 70-er Jahre wurde in Triesen eine Färberei betrieben.179 Ebenfalls in Triesen arbeitete für kurze Zeit (1868 — 1874) eine Wollkarterei.180 Vereinzelt und nur vorübergehend gab es in Liechtenstein auch Weber, Seidenweberinnen und Stricker als Gewerbe- treibende.181 Holzverarbeitungsgewerbe Die Anzahl der Gewerbetreibenden, die sich mit der Verarbeitung von Holz beschäftigten, blieb während der zweiten Jahrhunderthälfte 175 Artikel 5 der Dienstinstruktionen vom 7. Oktober 1808 verlangte vom Landvogt, dass er die Untertanen zum Gewerbe, insbesondere aber zur Weberei und Spinnerei anhalte. (LRA SR G 1. 7. Okt. 1808. Dienstinstruk- tionen) 1847 hatte Landvogt Menzinger den Plan, in Schaan im Gemeinde- haus eine Spinnschule einzurichten. (LRA NR 87/44. 29. Aug. 1847. Men- zinger an Inspektor Mayer). 176 1815 schreibt Landvogt Schuppler: «Aus dem zu Hause gesponnenen Garn webt das Weibervolk Leinwand und Trillich, von grober Schafwolle auch eine Art groben Tuchs, woraus gewöhnlich für alle Hausleute Kleidungs- stücke ververtigt werden.» (LRA LBS, S. 46). 177 LRA NR 104/121. 1854. Mehrere Akten betr. Xaver Bosch, Webermeister aus Lustenau. 178 LRA NR 104/244. 1855. Mehrere Akten betr. Jakob Quaderer, Vaduz. Qua- derer stellte zwei Feinspinnstühle mit 432 Spindeln auf. Wie lange er sein Gewerbe betrieb, ist aus den Akten nicht ersichtlich. In der ersten Ge- werbszählung von 1861 ist sein Name nicht mehr zu finden. 179 1866 errichtete Alois Banzer eine Färberei in Triesen. (LRA 1866/Nr. 333. Baubewilligung). Dieser Betrieb samt einer «Kunstweberei» erscheint zu- letzt im Gewerbesteuerkataster von 1872/74. 1875 wurde diese Woll- karterei (Haus Nr. 9) durch Andreas Nutt in eine Mühle umgebaut. (LRA 1875/Nr. 229. Baubewilligung). Schon 1856 hatte in Balzers Johann Georg Brunhart in Balzers den Bau einer Färberei geplant. (LRA NR 105/166. 1856. Mehrere Akten. 180 LRA Gewerbesteuerkataster 1872/74. - Wollkarterei des Franz Risch, Triesen. 181 Vgl. Anhang Nr. 66, S. 208 f. 253
	        

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