Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

resse der Konsumenten unumgänglich sei. Durch Verordnung wurden Gewicht und Qualität der verschiedenen Brotsorten wieder genau vor- geschrieben und Brotkontrollen eingeführt.113 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten Anzeichen für eine Erweiterung des Nahrungsgewerbes in Liechtenstein: 1891 be- gann in Schaan Gottlieb Rusterholz-Bräuning aus Wädenswil mit der Produktion von Fettwaren.114 1898 wurde in Vaduz die erste Gärtnerei errichtet, und kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges versuchte sich in Schaan ein Gewerbetreibender mit der Kaffeerösterei.115 Von besonderer Bedeutung für das gesamte Nahrungsgewerbe des Landes war das von der Regierung mit dem Vorarlberger Landesaus- schuss getroffene Übereinkommen betreffend die Lebensmittelkontrolle in Liechtenstein vom 9. Dezember 1910.116 Danach übernahm die «Lan- des-Lebensmittel-Untersuchungsanstalt» in Bregenz jährlich dreimalige Revisionen der Lebensmittelerzeugungs-, Verkaufs- und -aufbewah- rungsstätten, sowie die Untersuchung von Lebensmittelproben.117 Gastgewerbe und Fremdenverkehr Schenken und Gasthäuser waren noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie schon seit alter Zeit in erster Linie auf den durch das Land über die Bündner Pässe ziehenden Italienverkehr ausgerichtet. Zoll- und Poststationen, sowie Umladeplätze für das Rodfuhrwerk wa- ren die günstigsten Standorte für Gastbetriebe. Die Wirtshäuser standen mit wenigen Ausnahmen alle an der Durchgangsstrasse nach Italien oder an den zu den Rheinfähren und in die benachbarte Schweiz füh- renden Nebenstrassen. Abseits des Verkehrs fristeten kleine, nur für den Lokalbedarf betriebene Schenken ein bescheidenes Dasein.118 Mit dem allmählichen Zerfall des Rodfuhrwerks und der immer stär- ker werdenden Verlagerung des Durchgangsverkehrs auf die schweize- 113 «Verordnung betreffend das Gewicht und die Beschaffenheit der lands- üblichen Brotsorten.» 18. Nov. 1912. (LGBL Jg. 1912, Nr. 4). 114 LRA 1891/Nr. 111. 12. Juni 1891. Gottlieb Rusterholz-Bräuning erhält Konzession zur Errichtung einer Fettwarenfabrikation im Haus Nr. 123. — Im Jahre 1900 übernahm Lorenz Hilty aus Schaan diesen Betrieb, des- sen Produktionsanlage aus drei Kesseln zu je 150 kg bestand. (LRA 1900/ ad Nr. 1954. Mehrere Akten). 115 LRA Gewerbesteuerkataster. 116 LRA 1910/Nr. 473. Ubereinkommen betreffend die Lebensmittelkontrolle in Liechtenstein. Bregenz, 9. September 1910. 117 a.a.O. 118 Einen Überblick über die Schenken und Gasthäuser und deren Umsatz gibt ein «Summarischer Auszug aus der spezifischen Umgeldberechnung von 1831.» Die günstig gelegenen Gaststätten weisen die höchsten Um- sätze auf. - Siehe Anhang Nr. 66, S. 205 f. 242
	        

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