Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

Landvogt Menzinger beauftragt, gründete Pfarrer Balzer im folgenden Jahr einen liechtensteinischen Bienenzuchtverein, der sich sogleich an- gestrengt um eine Bienenzucht nach den neuesten Erkenntnissen be- mühte.181 In den 70-er Jahren ging dann die Bienenzucht im Lande zurück,182 bis sich 1893 im Landwirtschaftlichen Verein eine Abteilung für Bienenzucht bildete.183 Deren Obmännern gelang es, durch dauern- de fachliche Weiterbildung, finanzielle Unterstützung und besondere Förderung der einheimischen Imker die Bienenzucht wieder auf einen ansehnlichen Stand zu bringen.184 1893 zählte man 98 Imker mit 561 Bienenvölker,185 1896 bereits 116 mit insgesamt 753 Völkern.186 Nachdem, schon im 18. Jahrhundert in den Nachbarländern erfolglos versucht worden war, die in Frankreich und Italien bereits blühende Seidenzucht einzuführen,187 begann man auch in Liechtenstein um die Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der Pflanzung von Maul- beerbäumen. 1862 wurden mehrere Tausend Maulbeerbäume einge- führt.188 In Schaan befasste sich Andreas Hilti mit Seidenraupenzucht, gab aber um 1865 seinen Versuch endgültig auf.189 Ähnlich dürfte es zur selben Zeit auch den Zuchtversuchen in Vaduz ergangen sein.190 Einen letzten Versuch, die Seidenbaukultur einzuführen, machte Tho- mas Alber in Mauren. Aber auch er scheiterte, weil die klimatischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für diese fremde Kulturart in Liechtenstein weitgehend fehlten.191 Die Seidenraupenzucht erreichte in Liechtenstein nie volkswirtschaftliche Bedeutung. Es blieb bei kläg- lich endenden Versuchen. Milchwirtschaft Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verkaufte ein -Bauer kaum Milch. Sie wurde in der Familie, aber auch vom Vieh verbraucht. Der Landwirt legte sein Hauptaugenmerk auf die Viehzucht und nicht 181 Fridolin Nutt, Geschichte der Bienenzucht in Liechtenstein. In: Liechten- steinische Landes-Ausstellung Vaduz 1934 (Katalog), S. 82 — 86. — Der Verein beschaffte sich Fachliteratur und veranstaltete Vorträge und hielt regelmässig Versammlungen ab. Nach einer von ihm aufgestellten Statis- tik gab es in Liechtenstein 1858 300 Bienenvölker. 182 a. a. O., S. 79. 183 MLV, Jg. 21 (1911), S. 42 f. 184 a. a. O., S. 43. 185 MLV, Nr. 8, August 1893, S. 58. 186 MLV, Nr. 7, Juli 1896, S. 50. 187 Vgl. Haushofer, dt. Landwirtschaft, S. 101 f. 188 «Liechtensteiner Landeszeitung», Jg. 1, Nr. 1, 12. April 1863. 189 Alexander Frick, Maulbeerbäume und Seidenraupenzucht in Liechtenstein, JBL 50 (1950), S. 96 f. 190 In Vaduz betrieb der Gastwirt Kirchthaler Seidenraupenzucht. — «Liech- tensteiner Landeszeitung», Jg. 1, Nr. 5, 6. Juni 1863. 191 Alexander Frick, Maulbeerbäume und Seidenraupenzucht in Liechtenstein, JBL 50 (1950), S. 97-99. 192
	        

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