Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

1863 deckte zwar noch manche Mängel in der liechtensteinischen Vieh- zucht auf, die erreichten Fortschritte waren aber unverkennbar.144 Im Rahmen des «Gesetzes für Förderung der Viehzucht» vom 20. Oktober 1865,143 das im wesentlichen die Bestimmungen der Verordnung von 1845 wieder aufgegriffen hatte, befassten sich auch weiterhin Land und Gemeinden mit der Verbesserung der Haupterwerbsquelle der liechten- steinischen Landwirtschaft. Die staatlichen Prämienleistungen wurden erweitert und erhöht.146 Als nach der Eröffnung der Arlbergbahn immer mehr minderwertiges Vieh aus Tirol und dem Innern Österreichs auf den Märkten Vorarl- bergs auftauchte und die Preise für weniger gutes Vieh drückte, war der liechtensteinische Viehzüchter erneut veranlasst, sich noch stärker auf die Zucht von hochwertigem Vieh zu konzentrieren, das auch wei- hin zu günstigen Preisen gehandelt wurde.147 Durch die verschiedenen Ankäufe von schweizerischem Braunvieh in den vergangenen Jahren war im liechtensteinischen Viehstand ein Grundstock einer reinen Braunviehrasse entstanden. Auf Ersuchen des landwirtschaftlichen Ver- eins erweiterte und verbesserte der Staat das Viehmarkt- und Ausstel- lungswesens und erhöhte die Prämienleistungen für Vieh, das den An- forderungen an einen rassenreinen Braunviehschlag entsprach. Die Futterproduktion wurde dauernd erweitert.148 — Dank solcher Mass- nahmen gelang es, die anfangs der 90-er Jahre infolge der schweizeri- schen Viehsperre entstandene Krise zu überwinden.149 Die Schweiz, die bisher Hauptabsatzgebiet des liechtensteinischen Viehs gewesen war, wurde von Deutschland und Österreich abgelöst. Diese Umstellung hatte hatte Liechtenstein nur mit einem Angebot an hochwertigem Vieh bewerkstelligen können.130 Mit minderwertigem Vieh wäre der liechten- steinische Viehhandel der ausländischen Konkurrenz nie gewachsen gewesen. Die genannten Absatzschwierigkeiten trieben zu einer dauern- den Verbesserung der Zucht, so dass der schon früher ausgesprochene Wunsch nach der Gründung einer landwirtschaftlichen Zuchtgenossen- 144 «Liechtensteiner Landeszeitung», Nr. 18, 1. Nov. 1863. «Bericht über die 1. landwirtschaftliche Ausstellung im Fürstenthum Liechtenstein.» 145 «Gesetz für Verbesserung der Viehzucht.» 20. Oktober 1865. LGBL Jg. 1866, Nr. 3. - Vgl. Schädler, Landtag, JBL 1 (1901), S. 127 f. 146 a. a. O., §§ 35-47. 147 In der Darstellung der Viehzucht seit 1885 folge ich: MLV, Jg. 21 (1911), S. 28-33. 148 Da die Getreidepreise seit der Jahrhundertmitte nicht annähernd so stark gestiegen waren, drängte der Landwirtschaftliche Verein auf einen ver- stärkten Futteranbau, um die Viehzahl erhöhen zu können. — Vgl. «Liech- tensteiner Volksblatt», Nr. 39, 25. Sept. 1885. Referat von Lehrer Ritter aus Mauren: «Uber die Nothwendigkeit des Überganges vom Ackerbau zum Futteranbau.» 149 Vgl. unten, S. 204 - 206. 150 MLV, Nr. 9. September 1893, S. 65 f.: «Die Ziele unserer Viehzucht.» 186
	        

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