Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

schälstation in den 60-er Jahren aufgelassen worden, nachdem sie schon früher nicht immer besetzt gewesen war.117 1869 erwirkte die Regierung zwar, dass die liechtensteinischen Pferdezüchter die Beschäl- station Feldkirch benützen durften, der Erfolg war aber unbefriedi- gend.118 Die Pferdehaltung ging stetig zurück. 1885 wies der Landwirt- schaftliche Verein auf diesen Umstand hin und forderte die Wieder- einrichtung einer landeseigenen Beschälstation.119 Die Regierung kam dem Ersuchen nach und kaufte einen jungen Hengst norddeutscher Abstammung als «landschaftlichen Beschäler», der bis 1891 Dienste leistete. Dann blieb die Beschälstation erneut vier Jahre unbesetzt. Auf erneutes Ansuchen des Landwirtschaftlichen Vereins hin verhandelte die fürstliche Regierung mit den zuständigen schweizerischen Behörden in Bern und erreichte, dass die liechtensteinischen Pferdezüchter die Beschälstation Buchs benützen durften. Trotz dieser Bemühungen konn- te aber bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges der Pferdebestand der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht mehr erreicht werden.120 Rindviehhaltung Die Viehhaltung war während des ganzen 19. Jahrhunderts die Haupteinnahmequelle des liechtensteinischen Bauern.121 Der jährliche Viehverkauf brachte dem Bauern das nötige Bargeld ein, und die Pro- dukte der Rindviehhaltung waren wesentliche Grundlagen der Ernäh- rung der bäuerlichen Familie. Ochsen dienten vor allem im Oberland als Zugtiere bei der Feldbearbeitung und im Fuhrwesen.122 Sollte die Viehhaltung ihren Stellenwert innerhalb des einzelnen Landwirtschafts- betriebes beibehalten, so war es immer nötig, sie den veränderten Ver- hältnissen anzupassen. Aus diesem Grund war man in der ersten Jahr- hunderthälfte von der extensiven Gemeinheitennutzung abgekommen. Die Gemeinheiten wurden geteilt und intensiver Privatnutzung über- geben. Der einzelne Viehbesitzer musste lernen, nicht mehr allein auf der Basis der Gemeindeweide, sondern vor allem der eigenen Futter- produktion Vieh zu halten. Die Umstellung bereitete manche Schwie- 117 1857 waren die ersten landschaftlichen Zuchthengste verkauft worden, und erst 1859 konnte der bisherige Pächter Franz Josef Biedermann neue Zuchthengste in Empfang nehmen. 118 «Verordnung betreffend die Benützung der Beschälhengste zu Feldkirch durch hierländige Pferdezüchter.» 6. März 1869. LGBL Jg. 1869, Nr. 3. 119 Über die Pferdezucht seit 1885, vgl. MLV, Jg. 21 (1911), S. 33 f. 120 Vgl. Tabelle, Anhang Nr. 53, S. 148 f. . 121 LRA LBS, S. 31; HKW H 1665, o. Nr., Dez. 1890. Rechenschaftsbericht des fürstl. Landesverwesers Carl von in der Maur über die Verwaltungsperiode 1884 -1890. 122 Die Ochsenhaltung kam den Bauern billiger als die Pferdehaltung zu stehen. — Vgl. Staffier, S. 283. Betr. Ochsenbestand in Liechtenstein, vgl. Anhang Nr. 55, S. 160-162. 182
	        

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