Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

Pferdehaltung Die Pferdezucht hatte in Liechtenstein nie eine besondere Bedeu- tung.100 Pferde wurden nur als Zugtiere im Landwirtschaftsbetrieb oder im Fuhrwesen gehalten.101 Pferdezucht für Militärzwecke kam ja nicht in Betracht, da das liechtensteinische Kontingent keine Kavallerie hatte. Immerhin gehörten Pferdehalter zu den besser gestellten Bauern des Landes. Dass die Unterländer Gemeinden besonders in der ersten Jahr- hunderthälfte, aber auch noch später im Vergleich zum Oberland einen viel grösseren Pferdebestand aufweisen, zeigt deutlich, dass der Land- wirt im Unterland druchschnittlich vermögender als der im Oberland war.102 Allerdings waren die ausgedehnten nassen Weideflächen des Unterlandes besonders als Pferdeweiden geeignet, was die Pferdehal- tung auch begünstigt haben dürfte.103 1815 schreibt Schuppler über die Pferdezucht des Landes: «Die Pferde sind klein, unansehnlich, übrigens aber vom festen dauerhaften Baue und die Nachzucht nicht von Bedeutung.»104 1843 gibt Landestierarzt Christoph Wanger folgende «Beschreibung des liechtensteinischen Pfer- des»:105 «klein und unansehnlich, bloss 13 —14 Faust hoch, mit ver- hältnismässig schwerem muskulösem Kopf, breiten weitgestellten Oh- ren, kleinen tiefliegenden Augen, kurzem breitem wenig gebogenem mit groben Mehnenhaaren besetzten Hals, gutgebauter Brust, wenig- erhabenem Widerrist, geradem öfters gesenktem Rücken, gut gerunde- tem Rippengewölbe, grobem oft hängendem Bauch, gutgeschlossenen Lenden, gespaltenem abschüssigen Kreuz, tiefgesetztem Schweif, kur- zen muskulösen hinten stark gebogenen Gliedmassen, gutmütig und sehr dauerhaft, dass sie selbst bei kümmerlicher Ernährung grosse Stra- pazen ohne besondere gesundheitliche Nachteile ertragen, besonders zum Zug geeignet.» Offensichtlich hatte sich in der Pferdezucht des Landes seit 1815 nicht viel geändert. Der Pferdetyp entsprach den in- ländischen Verhältnissen und Bedürfnissen, erzielte aber im Handel keine guten Preise. In den 40-er Jahren betrug der Durchschnittspreis für ein jähriges Füllen 18 — 20, für ein zweijähriges Pferd 30 — 37 und 100 Vgl. Tabelle, Anhang Nr. 53, S. 148 f. 101 Verhältnismässig waren wenig Pferde in Gebrauch. Sie wurden im Tal besonders zu schwerem Fuhrwerk gehalten. Als Zugtiere und zur Feld- bearbeitung wurden vorwiegend Ochsen eingesetzt. 102 Dem Unterländer Bauern standen in der ersten Jahrhunderthälfte vor der Entwässerung der Talebene mehr fruchtbare Feldlagen zur Verfügung, was sich bei der ehemals stärkeren Bedeutung des Ackerbaues besonders günstig auswirkte. 103 LRA LBS, S. 31. 104 a. a. O., S. 32. 105 LRA NR 55/39. 3. Mai 1843. «Anträge zur Verbesserung und Veredlung der einheimischen Thiergattungen. 179
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.