Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

meist vernichtet. Ein Bericht des Oberamtes schildert uns die traurige Lage der am meisten betroffenen Gemeinde Ruggell: «Der Flachs, die Haupterwerbsquelle der Einwohner dieser Gemeinde war gerade auf dem Felde ausgebreitet, und wurde durch das Wasser weggespült; das Heu in den Heubehältern bei den Häusern durchnässt, die auf dem Felde stehenden Früchte, das Ohmet, und Wiesenheu entweder mit der Erde hin weggeschwemmt, oder aber mit Rheinsand überkieset; oder wenigstens bedeutend verlettet, so dass nun die Einwohner nichts ha- ben, was sie zu Gelde machen, oder von dem sie leben, oder ihr Vieh durch den Winter unterhalten können. Verzweiflungsvoll ist ihre Lage insbesondere, da es ihnen an eigenen Kräften mangelt, den Wuhrbruch wieder zu verbessern, und weil wenn sie den Rhein aus ihrem Eigen- tum in das Flussbett zurück drängen gleichwohl ihre Gründe auf meh- rere Jahre hinaus ausser der Cultursfähigkeit gesetzt sind.»20 Während das Hochwasser von 1821 in Liechtenstein anscheinend weit weniger Schaden anrichtete als im österreichischen Rheintal,21 traf der Rheineinbruch vom 15. und 20. September 1829 einmal mehr die schon früher stark mitgenommene Gemeindegebiete von Gamprin und Ruggell.22 Zehn Jahre später brach der Rhein unterhalb von Gam- prin ein und überschwemmte erneut die Dörfer Ruggell und Bangs.23 Bereits wenige Jahre darauf (1846) wurde in einem «Thatbestand» fest- gehalten:24 «Der schrecklichen Katastrophe, die der am 28. Juni und wieder am 8. Juli d. J. erfolgte . . . Rheineinbruch bei Vaduz durch das Thalgelände hinab bis an den alt benannten Schellenberg, über das arme Ländchen des Fürstenthums Liechtenstein gebracht, hat seine Geschichte glücklicherweise kein Beispiel an die Seite zu stellen.» Nach 20 a. a. O. Wie sehr die bedrängten Einwohner in der Hauptsache auf sich selbst angewiesen waren, lässt die eigenhändige EntSchliessung und Wei- sung des Fürsten auf den genannten Oberamtsbericht hin andeutungsweise erkennen: «Nach Möglichkeit den eigenen (landesherrlichen) Schaden hin- dern, und den von den Unterthanen erleichtern. Mir ist nur bang um die vielen Gelder, die ich von diesen noch zu fordern habe.» (LRA SR B 2, Nr. 273 pol. 22. Oktober 1817, HKW an OA). vgl. auch, Quaderer, S. 41 f. 21 Die Überschwemmung von 1821 ist für Liechtenstein in der Literatur nur bei Schädler, Landtag, JBL 1 (1901), S. 130, erwähnt. In Vorarlberg soll diese Überschwemmung noch entsetzlicher gewesen sein, als die vom Jahre 1817. Vgl. Krapf., Geschichte des Rheins, S. 17. 22 LRA NR 10/9, mehrere Akten betr. Rheineinbruch von 1829. Ein Verzeich- nis vom 22. Oktober 1829 weist für sämtliche Bürger einen Schaden von 2941 fl. RW auf. 23 Schädler, Landtag, JBL 1 (1901) S. 130. Krapf, Geschichte des Rheins, S. 17. 24 HKW H 1611, o. Nr. und Datum. «Der Thatbestand» liegt bei einem Schreiben von Jacob Anton Carigiet, Pfarrer und bischöflicher Landes- vikar, an den Fürsten (Schaan, 18. August 1846), worin dieser im Namen und Auftrag des wegen der Rheinnot gegründeten Hilfsvereins den Fürsten um seinen Beitritt und um Hilfswerbung im Ausland ersucht. 20
	        

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