Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

Ältester Rest wäre nach Poeschel das Turm-Erdgeschoss als Altar- haus. In einer zweiten Etappe (14. Jh.) wären die Umfassungsmauern des heutigen Kirchleins gebaut worden, und um 1510 hätte man das Schiff, vielleicht auch das Turmerdgeschoss eingewölbt, den Hauptein- gang verlegt und den Turm aufgehöht. Von dieser Arbeitshypothese gingen die Ausgräber aus. Sie wollten das zum ursprünglichen Chörlein — dem Erdgeschoss des Turmes — gehörige Langhaus und eventuelle Reste eines älteren Gotteshauses nachweisen. Die älteren Grundmauern konnten indessen nicht nachge- wiesen werden; unter dem Fussboden lag in Chor und Schiff gewach- sener Boden. Auf der Strassenseite, d. h. im Westen ruhten die Funda- mente der Aussenmauern unmittelbar auf dem Felsen, dessen Ober- fläche nach Osten rapid sank. Die solid gemauerten Fundamente des Langhauses und des Triumphbogens folgten dem Schieferfelsen und waren auf diesen aufgesetzt, während die schlechteren Fundamente des Chores und des Turmes in geringerer Tiefe horizontal in der lehmigen Erde lagen. Weitere wichtige Feststellungen der Ausgräber: Chor und Schiff der Kapelle sind nicht im Verband gemauert, sondern die Mauern des Chores stossen beidseitig an die südlichen Ecken des rechteckigen Schiffes an. Schon Poeschel hatte im Verputz der Westseite einen «senk- rechten Haarriss, der genau dort verläuft, wo innen der Chorbogen an- setzt», festgestellt. Er schloss danach auf eine mögliche Baunaht. Seine Beobachtung erwies sich als richtig; das Chor ist nachträglich an ein rechteckiges Kapellchen angebaut worden. Es wäre an sich denkbar, dass das polygonale Chor ein älteres rechteckiges oder halbrund schlies- sendes ersetzte. Dessen Fundamente oder irgendwelche Spuren davon hätten sich aber unter dem Chorboden nachweisen lassen. Dies war nicht der Fall; die Existenz eines älteren Altarhauses zum heutigen Langhaus lässt sich nach den Beobachtungen von M. Wanger eindeutig ausschliessen. Hierzu stimmt eine weitere Feststellung der Ausgräber: Knapp unter dem Fussboden im heutigen Schiff lagen vor dem Triumph- bogen, ungefähr auf der Kirchenachse zwei Steinplatten. Daran schloss ein Mörtelbelag, der als Boden interpretiert wurde. Die beiden Platten könnten als Fundierung des Altares gedient haben, der an dieser Stelle vor der gerade schliessenden Chormauer gestanden haben muss. — Der Turm ist nur dreiseitig fundiert. 9
	        

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