Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

mungen und Verfügungen über Aufnahme und Rückweisung von Flüchtlingen, die weder das Schweizer Bürgerrecht noch die liechten- steinische Staatsangehörigkeit besitzen, auch im Fürstentum als an- wendbar erklärt» werden. «Die Durchführung wurde den Organen der Schweizer Grenzwache übertragen, und es wurde in Aussicht genom- men, dass in Liechtenstein aufgenommene Flüchtlinge zur sanitären Kontrolle und zur Unterbringung in die Schweiz übergeführt werden sollten.» In der Praxis sollte also über Flüchtlinge, die man nach Liechten- stein hineinliess, zunächst der Schweizer Grenzposten entscheiden, ob sie zugelassen seien oder nicht. Im ersteren Falle waren sie dem Polizei- offizier des Territorialkommandos in Sargans nach Buchs zu überfüh- ren, der die schweizerische Entscheidung über sofortige Zurückweisung oder vorläufige Aufnahme bekannt zu geben hatte.1 Anfang Mai 1945 hatte die Flüchtlingszahl in der Schweiz die Höhe von 115000 Personen erreicht. Darunter befanden sich annähernd 9000 Russen,2 meist entwichene kriegsgefangene Sowjetbürger. Nicht aufge- nommen hatte man die sogenannten «Wlassowkosaken»,3 auch wenn sie in Partisanenverbänden gegen die Deutschen im Westen gekämpft hatten.4 Am 25. April hatten erstmals 144 Flüchtlinge die Grenze bei Schaan- wald überschritten. Danach wuchs ihre Zahl tagtäglich an, bis sie ihren Höhepunkt am 1. Mai mit 1138 und dann am 2. Mai mit 2950 Grenz- übertritten erreichte.3 1 LRA, 230/43, Amtsvermerk von Dr. Vogt, über die Besprechung vom 6. 4. 1945. 2 Edgar Bonjour, «Geschichte der schweizerischen Neutralität», Bd. VI, Basel- Stuttgart 1970, S. 66. 3 «Wlassowkosaken» war eine herabsetzende Bezeichnung von Seiten der Westalliierten für die Freiwilligen General Wlassows, unter denen sich jedoch gar keine Kosakeneinheiten befanden. 4 Dr. C. Ludwig, «Die Flüchtlingspolitik der Schweiz», Bern 1966, S. 297. 5 Liechtensteiner Volksblatt, v. 5. 5. 1945. Die am 2. Mai 1945 hineingelas- senen Flüchtlinge gehörten folgenden Nationen an: 33 Schweizer, 21 Liech- tensteiner, 1667 Franzosen, 279 Polen, 57 Holländer, 114 Belgier, 633 Russen, 27 Griechen, 6 Kroaten, 32 Jugoslawen (Serben), 60 Italiener, 1 Rumäne, 6 Inder, 1 Tschechoslowake, 2 Luxemburger, 9 Kanadier, 1 Bulgare, 1 Monte- negriner; zusammen 2950 Personen. 53
	        

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