Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

Kurzberichte Am Mittwoch, den 16. Juni 1971, mittags läutete mir Vorsteher Emanuel Vogt an, es seien bei Baggerarbeiten auf der Baustelle des Paul Frick «i da Wingerta» in Balzers, Löcher zum Vorschein gekom- men, die überprüft werden sollten. Ich besuchte die Baustelle am Nachmittag. Zu sehen waren zwei Löcher im vom Trax auf eine Tiefe von V2 — Im angeschürften Boden. Die Arbeiter hatten eine Tiefe von über drei Meter gemessen. Der In- nendurchmesser beträgt 18 — 20 cm. Die Innenfläche ist mit unregel- mässigen aber ziemlich glatt anliegenden Steinen einer gemauerten Wand nicht unähnlich, zeigt aber bei näherem Zusehen keinen Mörtel sondern wird durch einen Kalksinter zusammengehalten. Das anlie- gende Material besteht aus Erde und Rüfekies. Es zeigt stellenweise eine mit magerem Beton zu vergleichende Struktur. Die Balzner nennen es Nagelfluh. Ich Hess zur Kontrolle ein 15 cm hohes Stück der Röhre durch einen Arbeiter abbrechen. Die unregelmässige Lage der Steine und das Fehlen von Mörtel ergab, dass die Röhren nicht von Menschen- hand errichtet wurden, sondern durch einen Naturvorgang entstanden sein müssen. Der Bauführer der Gemeinde Balzers, Peter Frick, Mäls, sagte, dass solche Röhren bei Aushubarbeiten in den Balzner Weinbergen, die auf einem Rüfeschuttkegel liegen, häufig beobachtet worden seien. Anton Eberle, Gemeindeschreiber, sagte aus', dass beim Aushub seines ganz in der Nähe liegenden Wohnhauses sich drei ähnliche Röhren gezeigt hätten. Die Tiefe einer derselben sei mit einer Schnur gemessen wor- den. Sie habe über 8 Meter betragen. In Balzers sei das Vorkommen dieser «Löcher» allgemein bekannt. In Übereinstimmung mit der An- sicht dieser Gewährsleute lässt sich die Entstehung der Röhren folgen- dermassen erklären: Einst stand am Ort der heutigen Weinberge ein Wald. Dieser wurde von der Balzner Rüfe, vermutlich in mehreren Niedergängen, zuge- schüttet. Das sehr kalkhaltige Material verfestigte sich im Laufe der Zeit. Die Stämme verfaulten und wurden allmählich vom durch- sickernden Wasser vollständig weggespült, so dass sich nur noch ihr negativer Abguss in Form der merkwürdigen Röhren erhalten hat. Felix Marxer 191
	        

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