Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

liechtensteinische Besonderheit. «In dem benachbarten Vorarlberg sieht es eben nicht besser aus, man entfernt Fremde, man droht, die Re- gierung befiehlt, und der Volkswille herrscht wie beliebt», berichtete Menzinger nach Wien.91 Im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen hat- ten alle nicht im Lande geborenen Beamten schon im März das Land unverzüglich verlassen müssen.92 Die Bewegung gegen die Beamten wurde in Liechtenstein vor allem durch jugendliche Kräfte geführt — eben jene, die in diesem Jahr wegen der Ausreisesperre mehr oder weniger beschäftigungslos im Lande zu sitzen gezwungen waren. Die Mehrheit der Bevölkerung und insbesondere die Ausschüsse distanzier- ten sich zumindest vom Vorfall mit Langer. Abgeordnete der Gemeinde Schaan suchten wiederholt den geflüchteten Waldbereiter im benach- barten Werdenberg auf und baten ihn, zurückzukehren und die Ent- wässerungsarbeiten fortzuführen.93 In einer neuerlichen Versammlung der Landesausschüsse am 16. April wurde festgestellt, dass Langer seine Entfernung provoziert habe; um aber ähnliche Gewalttätigkeiten zu vermeiden, würden künftig dem Landesverweser missliebige Beamte, deren Entfernung man wünschte, bezeichnet werden. Andererseits möge aber auch der Landesverweser die Beamten aufmerksam machen, das Volk in dieser Zeit nicht zu reizen.94 Zugleich wählte die Versammlung nun einen «Landes-Sicherheits- Ausschuss» von neun Mitgliedern, welcher Vorkehrungen gegen Stö- rungen der öffentlichen Sicherheit und gegen die Bedrohung von Per- sonen und Eigentum zu treffen und das Einvernehmen mit dem Re- gierungsamt zu pflegen hatte.95 Dieser Sicherheitsausschuss rief am 91 Siehe oben Anm. 80. — Zur Antipathie der Bauern gegen die Beamten in Österreich vgl. Violand, der allerdings von sozialrevolutionärer Tendenz ist. 92 Sieben Wochen später wurden sie freilich wieder zurückgerufen ! Cramer, S. 451; Gönner, S. 62. 93 Gross fürchtete jedoch weitere Verunglimpfung, Gross an Menzinger, 18. Apr. 1848 («März» ist ein Verschrieb), LRA C/3, Nr. 266. Vierzehn Schaaner Bürger berichten nachträglich in einem Schreiben an den Fürsten über die Verfolgungen und Gehässigkeiten gegen Gross, zu welchen auch «sehr ein- flussreiche Personen» angestiftet hätten, 14. Juni 1848, HK 1848/7019. 94 Prot, vom 16. Apr. 1848, LRA Schädler Akten 269. 95. Vizepräsident des Landes-Sicherheits-Ausschusses wurde Karl Schädler; der nicht' genannte Präsident muss Peler Kaiser gewesen sein; siehe oben Anm. 94. 78
	        

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