Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Von Feldkirch aus berichtete Langer dem Landesverweser, dass das «Gesindel», das ihn «schändlicher Weise» begleitet, die Absicht kund- getan habe, auch die andern fremden Beamten auszutreiben.85 Menzin- ger versah sie zur Vorsicht, mit Pässen.80 Als sich am 17. April das Gerücht zur sicheren Nachricht von solchem Vorhaben verdichtete, floh der Waldbereiter Gross samt seiner Familie in die Schweiz, und der Amtsschreiber Müller verfügte sich eilends nach Feldkirch, beide um die Rückreise nach Wien anzutreten; auch der Grundbuchführer Hassuhr machte sich reisefertig.87 Einzig gegen den eingeborenen Rentmeister Rheinberger richtete sich keine Agitation. Gegen den Landvogt wa- ren ebenfalls einzelne Drohungen laut geworden: «... man werde ihn in einen Strohstuhl legen und die fremden Bettler zum Lande hin- ausjagen».88 Der 'K. K. priv. Bothe von und für Tirol und Vorarlberg', eine regierungstreue Zeitung, berichtete am 3. April über die Bewegung in Liechtenstein: «Anfänglich sollte kurzweg der Landvogt über die Grenze gejagt und die Republik erklärt werden».89 Doch war Menzinger im Lande selbst aufgewachsen und hatte sich während seines bereits fünfzehnjährigen Wirkens als Landvogt durch sein verständnisvolles Wesen Achtung erworben. Dass ihm durch die Revolution sein Amt verleidet wurde, zeigt aber immerhin der Umstand, dass er anfangs Mai 1848 um Versetzung auf einen anderen Dienstposten ansuchte.90 Ausfälle gegen fremde Beamte bildeten in der Revolution keine 'Notizen', wonach ausserdem die Frau des Landesverwesers den Rentmei- ster der Anstiftung gegen Langer verdächtigte: «Weil er ein Paar Tage vor- her einen heftigen Wortwechsel mit dem Bengel gehabt hatte, so konnte es nach der Logik von Langers's Schutzpatronin Niemand anders sein und weil sie's behauptete, musste es der Michl (= Michael Menzinger) glauben.» AFRh G 6. In Menzingers Berichten nach Wien erscheint indessen nichts von diesem Verdacht. 85 Langer an Menzinger, siehe oben Anm. 82. 86 Siehe oben Anm. 80. 87 Menzinger an Fürst, 19. Apr. 1848, HK 1848/6448. David Rheinberger be- merkt dazu: «Einige, die schlechtes Gewissen hatten, machten sich'aus dem Staub und Einer wurde aus dem Staub gemacht» (= Langer); 'Notizen', AFRh G 6. 88 Dies berichtet der Sohn des Landvogts, Moritz Menzinger, JBL 1913, S. 40. 89 Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 27, S. 143. 90 HK PExh. 1848/5670, präs. 15. Mai 1848. 77
	        

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