Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Vorarlberg ruhig blieben, so werde auch Liechtenstein sich nicht ruh- ren. Menzinger wies aber darauf hin, dass in diesem Jahr die meisten Liechtensteiner, welche andere Jahre in die Schweiz oder auch nach Italien und Frankreich auf Verdienst gezogen1 waren, arbeitslos im Lande bleiben mussten. Es müssten daher unverzüglich Verdienst- gelegenheiten im Inland geschaffen werden, «denn Mangel an Arbeit und Not waren von jeher immer die mächtigsten Hebel aller Kra- walle.»9 Zweifellos lag gerade bei diesen beschäftigungslosen, meist jüngeren Leuten der Schwerpunkt der Unrast und der Bereitschaft, dem Beispiel der Umwelt zu folgen. Der Anstoss ging über das benachbarte Vorarlberg von Österreich aus. Hier, in dem starren Beamten- und Polizeistaat,10 hatten die Pariser Ereignisse eine besonders heftige Be- wegung bei den im Vormärz erstarkten, wenn auch unterdrückten libe- ralen Kräften hervorgerufen. Am 13. März war in Wien, nachdem das Militär in die Menge gefeuert hatte, der Aufruhr ausgebrochen.11 Met- ternich trat zurück,12 der Kaiser erfüllte die Hauptforderungen: Presse- freiheit, Nationalgarde und — als wichtigstes — die Konstitution.13 In Vorarlberg bewirkten diese Nachrichten Jubel und Aufregung,14 Insub- 9 Menzinger an Holzhausen und an Hofkanzlei, 17. März 1848, LRA C/3. 10 Kiszling I, S. 6 ff., 11, 22 ff.; Zechlin, Einheitsbewegung, S. 71. 11 Kiszling I, S. 39 ff. 12 Ebda. — Es ist in diesem Zusammenhang interessant, dass der Fürst von Liechtenstein Metternich und dessen Familie Zuflucht gewährte. Nachdem er Metternichs Angehörigen schon in der Stadt Sicherheit verschafft hatte, lieh er Metternich einen kleinen Wagen mit zwei Pferden, mit dem dieser am 15. März nach dem Schloss Feldsberg des Fürsten von Liechtenstein (in Mähren) flüchtete, wo er mit der Familie sicheren Unterschlupf fand. Als aber seine Anwesenheit bekannt wurde, drohten die Bewohner der Umgegend, das Schloss anzuzünden und alle Insassen zu ermorden,.wenn Metternich nicht binnen 24 Stunden abreise. So setzte er seine Flucht denn in der Nacht vom 22. auf den 23. März von Feldsberg fort, durch Deutsch- land, nach Holland und schliesslich England. Vgl. Edgar Stern-Rubarth, Sturz und Flucht Metternichs, in: Deutsche Rundschau, hg. v. Rud. Pechel, Bd. 199 (1924), S. 286 ff. 13 Kiszling I, S. 44 ff. 14 Geist, S. 48. 56
	        

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