Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Fürst Alois II. verfolgte von Wien aus besorgt die Ereignisse.5 Sein Gesandter am Bundestag* hatte ihm am 4. März über die sich in Deutschland ausbreitenden Unruhen berichtet und ihm dringend Mäs- sigung empfohlen, besonders gegenüber Volksversammlungen, die zu verbieten zum offenen Aufruhr führen müsste.0 Am 11. März, noch vor dem Ausbruch der Revolution in Wien, befahl der Fürst seinem Land- vogt in Vaduz, allen Grund zur Unzufriedenheit wo immer möglich zu beseitigen. Man könne nicht wissen, wo überall die Freunde des Um- sturzes die in ganz Europa herrschende Aufregung ausnützen würden, und als deutscher Bundesfürst halte er es für seine Pflicht, in seinem Fürstentum keiner Störung der Ordnung Raum zu geben, umsomehr, als leicht Grenzverletzungen mit den verderblichsten Verwicklungen für Liechtenstein folgen könnten. Sollte aber eine «Ruhestörung» ein- treten und Ordnung und Gehorsam aus eigener Macht nicht sogleich wiederherzustellen sein, so habe der-Landvogt «mit Aufforderung an die österreichischen Authoritaeten» nicht einen Augenblick zu säumen, so ungern der Fürst die Last einer fremden Besetzung über das Land verhängt sehen würde.7 Die Anweisung war bestimmt und unmissver- ständlich: Der Fürst war gewillt, wenn nötig eine Volkserhebung mit fremder Gewalt zu unterdrücken. Der Landesverweser sollte auch kein Hehl daraus machen, er war ermächtigt, die Weisungen des Fürsten mitzuteilen, wo immer er es für nützlich hielte.8 Liechtenstein hielt sich erstaunlich lange ruhig. Mit «wahrem Ver- gnügen» berichtete der Landvogt noch am 17. März an den liechten- steinischen Gesandten in Frankfurt und nach Wien, dass bisher «nicht die geringsten Spuren einer Aufregung» vorlägen. Wenn nur Tirol und 5 Bezeichnend ist sein Ausspruch, als man ihm den Rat gab, seine Person in Sicherheit zu bringen: «Ich habe den Menschen zeitlebens nur Gutes getan, ich wüsste nicht, wer mir feind sein sollte.» Reichel, S. 32. 6 Holzhausen an Fürst, 4. März 1848, HK H 1691. 7 Fürst an Landvogt, 11. März 1848, LRA C/3. Das fürstl. Handbillett kam am 16. März in Vaduz an. In Faksimile wiedergegeben oben S. 53: 8 Ebda. — Vgl. Schreiben des Fürsten an Holzhausen, 13. März 1848, HK H 1691. — österreichische Militärhilfe war schon anlässlich des schweizeri- schen Sonderbundskrieges Ende 1847 zugesagt worden; Menzinger an Fürst, 6. Dez. 1847, LRA LXXIX/24, ad 6. Damals war sie freilich nicht gegen die eigene Bevölkerung gedacht gewesen. 55
	        

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